Fachgesellschaft warnt vor Unterversorgung von Kopfschmerzpatienten

München – Die Versorgungsstrukturen für Kopfschmerzpatienten zu stärken, fordert die Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Die Fachgesellschaft weist auf epidemiologische Daten hin, welche die Barmer Krankenkasse Mitte Februar vorgestellt hatte. Danach war im Verlauf von elf Jahren die Hälfte der Bevölkerung wegen Kopfschmerz mindestens einmal in ärztlicher Behandlung. Alarmierend sind laut der DMKG die Daten zur Altersgruppe der 18- bis 27-Jährigen: Die Zahl der Kopfschmerzbetroffenen ist im Zeitraum von 2005 bis 2015 um 42 Prozent gestiegen.
„Bei der Interpretation der Daten muss bedacht werden, dass nur die Betroffenen von der Krankenkasse erfasst werden, die tatsächlich primär wegen Kopfschmerzen zulasten der Krankenkasse ärztliche Hilfe in Anspruch nahmen“, schreibt die Fachgesellschaft. Patienten, bei denen Kopfschmerzen nicht im Fokus standen, wurden nicht erfasst, ebenso nicht die weniger schwer Betroffenen, die sich ausschließlich mit Selbstmedikation aus der Apotheke versorgten.
„Die Zahl der von Kopfschmerz Betroffenen ist also in der Realität wohl deutlich höher“, folgert die DMKG. Es sei bedenklich, dass die Zahl der Verordnungen Migräne-spezifischer Akuttherapeutika (Triptane) und die Rate der Betroffenen, die eine Prophylaxe erhielten, immer noch gering sei und nicht dem Anstieg der Kopfschmerzdiagnosen entspreche. „Selbst wenn die Daten nur eine vermehrte Inanspruchnahme des Gesundheitswesens belegen, sie lassen keine Verbesserung der Kopfschmerz-spezifischen Therapie erkennen“, warnt die Gesellschaft.
Um eine flächendeckend verbesserte Behandlung von Kopfschmerzpatienten zu gewährleisten, plädiert die DMKG dafür, die Versorgungsstrukturen für Kopfschmerzpatienten auf allen Ebenen – vom Hausarzt über den Facharzt bis hin zum spezialisierten Zentrum – zu stärken. Die Gesellschaft kündigte an, dafür künftig für Praxen, Kopfschmerzambulanzen und Kliniken ein Zertifikat zu schaffen.
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