Ärzteschaft

Fachgesellschaften warnen vor Engpässen bei Onkologika

  • Montag, 9. Januar 2023

Berlin – Die steigende Zahl von Arzneimittelengpässen betrifft auch die Krebspatienten in Deutschland. Be­trof­fen sind vor allem Medikamente, die schon seit vielen Jahren eingesetzt werden und heute als Generika auf dem Markt verfügbar sind.

Darauf hat heute die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizini­sche Onkologie (DGHO) in einer ge­meinsamen Pressekonferenz mit Repräsentanten weiterer wissen­schaft­licher medizinischer Fachgesellschaften hingewiesen. Zusätzlich zu den bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Vermei­dung von Lieferengpässen müssten weitere Punkte umgesetzt werden.

„Die hohe Qualität der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Deutschland darf nicht durch ver­meidbare Arzneimittelengpässe gefährdet werden. Hier sind weitere regulatorische Maßnahmen aber auch eine Solidarität von allen am Prozess Beteiligten erforderlich“, betonte Andreas Hochhaus, Vorsitzender der DGHO.

Die Fachgesellschaften erkannten an, dass in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Maßnahmen ergrif­fen worden sind, um Lieferengpässe von Arzneimitteln auch in der Onkologie zu vermeiden oder zu lindern. Dazu ge­hör­ten ein verpflichtendes Register für Lieferengpässe, die Regelungen für den erleichterten Import aus dem Ausland und das verbesserte, behördliche Risikomanagement durch den Beirat beim Bundesinstitut für Arznei­mittel und Medizinprodukte (BfArM).

Allerdings sei im Jahr 2022 die Zahl der Arzneimittelengpässe in der Onkologie deutlich gestiegen. Die Liste der Betroffenen reiche von Patientinnen mit Brustkrebs über Leukämien/Lymphome zu Karzinomen im Ma­gen­darm­bereich und Lungenkrebs. Bei den unterstützenden Arzneimitteln fehlten Antibiotika, Harnsäure­senker und Im­munglobuline. Um die noch bestehenden Defizite zu beheben, müssten die konkreten Forde­rungen der wissen­schaftlichen medizinischen Fachgesellschaften umgesetzt werden.

Wichtig sei beispielsweise eine frühzeitige Information über drohende Lieferengpässe seitens der pharma­zeu­­tischen Unternehmen, sagte Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der DGHO. Ein „Frühwarnsystem“ solle sich ankündigende Lieferprobleme erfassen – dies könne helfen, möglichst schnell entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Zudem sollten die Verträge zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmen eine Berück­sich­tigung von Vorratshaltung und verpflichtenden Liefervereinbarungen gewährleisten. Gesundheitspolitisch müs­se auch der Aufbau von Produktionsstätten und die langfristige Sicherung der Lieferketten in Europa angegangen werden.

Generelle müsse auf politischer Seite das Vertrauen in die Sicherheit der Versorgung mit Arzneimitteln ge­stärkt werden, so die Fachgesellschaften. Die Basis stelle ein „solidarisches Verhalten aller Stake­hol­der“ dar.

Karl Broich, Präsident des BfArM, verwies auf die bei der Ursachenanalyse erkennbare hohe Abhängigkeit von internationalen Produktions- und Lieferketten. Diese Situation mache sowohl enge Absprachen innerhalb der Europäischen Union als auch auf globaler Ebene mit allen beteiligten Akteuren erforderlich. Broich sicherte die Einbringung der Expertise des BfArM im Rahmen weiterer Gesetzesinitiativen zur Verbesserung der Arzneimittel­versorgung zu.

aha

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