Fachgruppe COVRIIN aktualisiert Therapieübersicht zu COVID-19

Berlin – Die Fachgruppe Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin (COVRIIN) am Robert-Koch-Institut (RKI) hat ihre Therapieübersicht zu COVID-19 aktualisiert. Die Änderungen betreffen zum einen die Antikoagulation sowie zum anderen den Einsatz von neutralisierenden monoklonalen Antikörpern und von JAK-Inhibitoren.
Die Empfehlung zur frühzeitigen prophylaktischen Antikoagulation für den gesamten stationären Krankheitsverlauf bleibt auch in der aktualisierten Version der Therapieübersicht erhalten. Vollständig herausgenommen aus den Empfehlungen zur Antikoagulation wurde aber der Einsatz einer intensivierten Prophylaxe.
Darüber hinaus wurden – der aktuellen Datenlage folgend - die Indikationen für eine therapeutische Antikoagulation sowohl für intensivpflichtige als auch nicht-intensivpflichtige Patienten angepasst.
Empfehlung zur therapeutischen Antikoagulation abhängig von Intensivpflichtigkeit
Demnach gilt nun die Empfehlung bei nicht-intensivpflichtige Patienten eine frühzeitige therapeutische Antikoagulation zu erwägen, wenn ein erhöhtes Risiko für eine venöse Thrombembolie (VTE) besteht. Dies ist zum Beispiel bei einem BMI über 35 kg/m², einer VTE in der Vergangenheit, Thrombophilie oder D-Dimeren ≥ 2 der Fall.
Für intensivpflichtige Patienten besteht dagegen außerhalb etablierter Indikationen wie zum Beispiel einer VTE keine generelle Empfehlung für eine therapeutische Antikoagulation.
Differenzierte Hinweise zur Antikörpertherapie im Krankenhaus
Zusätzlich zu den Empfehlungen zur Antikoagulation wurden auch die Hinweise zum Einsatz SARS-CoV-2-neutralisierender monoklonaler Antikörper ergänzt. Basierend auf neu publizierten Studien gibt es nun eine detaillierte und differenzierte Empfehlung für hospitalisierte Patienten sowie für den Einsatz der Antikörper als Postexpositionsprophylaxe.
Patienten, die aufgrund von COVID-19 hospitalisiert sind, aber noch keinen Sauerstoff benötigen, sollen demnach einmalig Imdevimab 4g/Casirivimab 4g i.v. erhalten, wenn die Symptome seit maximal sieben Tage bestehen. Die Fachgruppe rät, vor der Infusion Anti-Spike-IgG abzunehmen, das Ergebnis der Serologie aber nicht abzuwarten.
Bestehen die Symptome dagegen schon länger als sieben Tage sollte die Antikörperkombination Imdevimab 4g/Casirivimab 4g nur nach einer tagesaktuellen negativen SARS-COV2-Serologie (bevorzugt Anti-Spike-IgG) gegeben werden.
Keine generelle Empfehlung für JAK-Inhibitoren
Auch die Empfehlung zum Einsatz von JAK-Inhibitoren wurde um weitere Studiendaten ergänzt, nämlich die der mittlerweile nach Peer-Review offiziell publizierten COV-BARRIER-Studie.
Hier lautet das Fazit der Fachgruppe, dass man aufgrund fehlender Vergleichsdaten und geringer klinischer Erfahrung derzeit noch keine Empfehlung für den Einsatz aussprechen könne, insbesondere als Alternative zu dem IL6-Inhibitor Tocilizumab. Hier müssten erst noch die Ergebnisse weiterer Studien abgewartet werden.
An der Fachgruppe COVRIIN sind Vertreter der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) beteiligt.
Das Ziel der Fachgruppe ist, Expertenwissen aus den Fachbereichen Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin bereitzustellen und komplexe Sachzusammenhänge in der Versorgung von COVID-19-Patienten interdisziplinär zu bewerten und zu kommentieren.
Die Therapieübersicht soll explizit nicht die aktuellen Leitlinien zu COVID-19 ersetzen, sondern einen praktischen Überblick über mögliche Therapeutika mit Wertung durch die Fachgruppe geben. Sie wird als „lebendes Dokument“ auf dieser Webseite des RKI entsprechend der aktuellen Datenlage fortgeführt.
Eine infektiologische Beratung kann über covriin@rki.de, das nächstgelegene Universitätsklinikum, infektiologische Zentrum (www.dgi-net.de) oder über ein STAKOB-Behandlungszentrum (www.rki.de/stakob) erfolgen.
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