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Fachkräftemangel: Prämienmodell könnte Anreize zur Mehrarbeit schaffen

  • Montag, 10. November 2025
/picture alliance, Sebastian Gollnow
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Berlin – Mit einem Prämienmodell könnte die Arbeitszeit bereits ausgebildeter Fachkräfte erhöht und so dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegengewirkt werden. Dies schlägt die Rhön Stiftung in einem heute vorgelegten Positionspapier vor.

Angesichts der schon jetzt an vielen Gesundheitseinrichtungen vorhandenen Personalengpässe müsse man das vorhandene Arbeitszeitpotenzial stärker aktivieren, sagte Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Rhön Stiftung.

Der zunehmende Trend hin zu mehr Teilzeitarbeit werde sonst in den kommenden Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung und des schrumpfenden Beschäftigtenreservoirs noch spürbarer. Schon eine teilweise Hebung des bestehenden Potenzials wäre eine große Hilfe, um dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge entgegenwirken zu können.

Derzeit liege beispielsweise die Teilzeitquote in den Krankenhäusern beim nicht ärztlichen Personal bei um die 50 Prozent, beim ärztlichen Personal leiste etwa ein Drittel reduzierte Wochenstunden, so Augurzky. Bei angestellten Ärztinnen und Ärzten im niedergelassenen Bereich betrage der Anteil sogar fast 50 Prozent.

Aus Sicht der Rhön Stiftung könnte die Nutzung von innovativen Ansätzen dazu beitragen, dem Gesundheitssystem zusätzliche Arbeitszeit zur Verfügung zu stellen. Das als Diskussionsgrundlage vorgestellte Konzept sieht als Kernelement vor, Mehrarbeit attraktiver als bislang zu machen. Mit zusätzlich zur vertraglich geregelten Arbeitszeit geleisteten Stunden könnten sich Angestellte sogenannte Prämien- und Statuspunkte sichern.

Während die Prämienpunkte beispielsweise in Lohnzuschläge umwandelbar sein sollen, sollen gesammelte Statuspunkte etwa mehr Flexibilität bei der Urlaubsplanung oder ähnliches gestatten. Im Positionspapier heißt es dazu, sowohl für die Prämien als auch für die Statusvorteile sei Vieles denkbar.

Um ein solches Prämienmodell implementieren zu können, müssten ein Prämienportfolio erstellt sowie Statusvorteile definiert werden. Zweitens müsse der mit den Prämienpunkten erzielte geldwerte Vorteil versteuert werden, wofür mit den Finanzbehörden – und am besten durch den Gesetzgeber flankiert – idealerweise pauschalierte Lösungen erarbeitet werden sollten.

Zudem brauche es Maßnahmen, um Fehlanreize auszuschließen. Andernfalls schaffe das Modell den Anreiz, Arbeitszeit zunächst zu reduzieren, um im Anschluss durch Zusatzarbeit bei gleicher Arbeitszeit wie vorher eine höhere Entlohnung zu erreichen.

Augurzky betonte, das Konzept besitze das Potenzial, bereits voll ausgebildete Fachkräfte zu Mehrarbeit anzuregen – diese Menschen seien voll ausgebildet und könnten grundsätzlich sofort tätig werden. Durch die besondere Form der Vergütung von Mehrarbeit vermeide das Modell eine Reduktion der Arbeitszeit, die bei einer generellen Lohnerhöhung eintreten könne.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf politische Überlegungen zur verstärkten Aktivierung von Arbeitspotenzial gegen Ende der beruflichen Laufbahn: Diese Grundidee lasse sich auch auf jüngere Arbeitnehmer in Teilzeit ausdehnen.

aha

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