Politik

Faeser und Badenberg: Mehr Aufmerksamkeit für Gewaltbetroffene

  • Mittwoch, 12. Juli 2023
Saskia Etzold (r), Leiterin der Gewaltschutzambulanz der Charité, informiert Nancy Faeser (SPD, l), Bundesministerin für Inneres und Heimat, bei einem Besuch der Ambulanz über die Arbeit der Gewaltschutzambulanz. /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
Saskia Etzold (r), Leiterin der Gewaltschutzambulanz der Charité, informiert Nancy Faeser (SPD, l), Bundesministerin für Inneres und Heimat, bei einem Besuch der Ambulanz über die Arbeit der Gewaltschutzambulanz. /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Vor dem Hintergrund steigender Fallzahlen bei häuslicher Gewalt haben Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) auf mehr Aufmerksamkeit für die Not von Betroffenen gedrängt.

„Es ist kein Problem von Frauen oder den Betroffenen, sondern der Gesamtgesellschaft“, sagte Faeser bei einem Besuch der Gewaltschutzambulanz der Charité in heute Berlin. Ministerin und Senatorin lobten die Arbeit der Ambulanz und bezeichneten sie als vorbildlich.

In der Ambulanz können Betroffene von körperlicher Gewalt ihre Verletzungen von Gerichtsmedizinern ver­traulich und kostenlos dokumentieren lassen. Sie müssen nicht sofort entscheiden, ob sie Anzeige erstatten.

Die Dokumentation zählt aber bei einer Verhandlung vor Gericht. Das Angebot richtet sich unter anderem an Betroffene von häuslicher, sexualisierter oder von Gewalt im Dienst und gilt auch, wenn Verdacht auf Kindes­misshandlung besteht.

Pro Jahr würden von den Ambulanzmitarbeitern etwa 600 Untersuchungen durchgeführt, sagte die Abtei­lungs­leiterin der Gewaltschutzambulanz, Saskia Etzold. Gut ein Drittel der Betroffenen seien Kinder. Die Zahl der hilfesuchenden Männer sei in den vergangenen Jahren gestiegen. „Inzwischen sind knapp 30 Prozent der Betroffenen Männer.“

Die Ambulanz unterstütze die Betroffenen über die Untersuchung hinaus auch bei der Kontaktherstellung zu Betroffenenberatungen, Ärzten oder zur Polizei. „Wir versuchen den Betroffenen, die zu uns kommen, maxima­le Hilfe anzubieten.“ Zu lange sei nicht über Gewalt gesprochen worden, sagte die Medizinerin. „Wenn wir die­ses Thema aber totschweigen, helfen wir damit nur denjenigen, die die Gewalt ausüben.“

Die Berliner Justizverwaltung unterstütze die Ambulanz seit ihrer Gründung im Jahr 2014 finanziell und werde das auch weiterhin tun, sagte Badenberg. Sie könne schon jetzt versichern, der Ambulanz „weit über eine Million“ Euro zur Verfügung zu stellen – auch wenn der Berliner Haushalt 2024/2025 erst Ende des Jahres vom Abgeordnetenhaus endgültig beschlossen werde.

Dem aktuellen Lagebild zur häuslichen Gewalt zufolge ist die Zahl der erfassten Tatverdächtigen im Zu­sammenhang mit Straftaten, bei denen das Gewaltschutzgesetz Anwendung fand, in den vergangenen fünf Jahren um elf Prozent auf 6.587 Tatverdächtige im Jahr 2022 gestiegen. Von den Tatverdächtigen waren 91,7 Prozent männlich. Die Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) war gestern in Berlin vorgestellt worden.

dpa

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