Fallzahlen in Bulgarien steigen

Sofia – Bulgarien erlebt nach der Lockerung von Einschränkungen in der Coronakrise einen schnelleren Anstieg der nachgewiesenen Neuinfektionen. Mit 188 neuen Fällen wurde gestern ein Tagesrekord seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Damit stieg die Zahl der Infektionen in dem ärmsten EU-Land mit einer Bevölkerung von knapp sieben Millionen Menschen auf mehr als 6.100. Vor einem Monat lag sie noch bei rund 2.700.
Wegen schnell steigender Fallzahlen ordnete Regierungschef Boiko Borissow bereits Ende Juni an, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser umgehend erhöht werden sollen.
In Bulgarien gilt seit 22. Juni wieder Maskenpflicht in geschlossenen, gemeinschaftlich genutzten Räumen wie etwa Läden, Banken, Tankstellen, Behörden und Kirchen. Doch nicht wenige Bulgaren wollen sie demonstrativ nicht einhalten. Wirksame Kontrollen gibt es kaum. In Supermärkten tragen Mitarbeiter nicht selten keinen Mund-Nasen-Schutz oder ihre Masken hängen am Hals.
Der Rückfall in Bulgarien kommt nach einem guten Start bei der Bekämpfung des Coronavirus im März mit vielen Schutzmaßnahmen samt Lockdown. Nach einer Reihe von Festtagen im April und im Mai und nach der Öffnung von Lokalen, Diskotheken, Nachtclubs sowie der Stadien für Zuschauer steigen die Fallzahlen jetzt wieder deutlich.
Gesundheitsminister Kiril Ananiew warnte, dass bei mehr als 200 Neuinfektionen pro Tag es wieder strengere Schutzmaßnahmen geben werde. Doch über den Sinn von Maßnahmen herrscht in Bulgarien große Verwirrung. Sie ist teils auf einen inzwischen aufgelösten, alternativen Coronastab zurückzuführen, der sich für das schwedische Modell im Umgang mit dem Coronavirus eingesetzt hatte.
Österreich warnt vor Reisen nach Bulgarien und Rumänien
Österreich sprach unterdessen mit Blick auf die Infektionen für Bulgarien, Rumänien und Moldau eine Reisewarnung aus. Die Maßnahme gelte ab sofort, sagte Außenminister Alexander Schallenberg heute in Wien.
Die Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien würden deutlich verstärkt, erklärte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dabei kämen 1.800 Polizisten zum Einsatz. Reisebusse würden ausnahmslos kontrolliert. „Bitte reisen Sie nicht in diese Länder“, so der Regierungschef. Wer von dort zurückkehre, müsse in eine 14-tägige Quarantäne oder einen negativen Coronatest vorweisen.
Vor einer Woche hatte Wien bereits eine Reisewarnung für die sechs Staaten des Westbalkans ausgesprochen. Es habe sich herausgestellt, dass in jüngster Zeit mindestens 170 Fälle von Infektionen in Österreich auf Heimkehrer aus diesen Regionen zurückzuführen seien, hieß es. Kurz warnte eindringlich davor, die Quarantäne nicht einzuhalten. Wer trotz positiven Tests aus dem Haus gehe, begehe eine Straftat.
Insgesamt sei die Situation in Österreich aber weiter unter Kontrolle. Mit Oberösterreich und Wien seien nur zwei von neun Bundesländern von steigenden Infektionszahlen betroffen, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Behörden zählen aktuell rund 1.100 aktiv Erkrankte im ganzen Land. 90 Patienten liegen in Krankenhäusern, zehn davon auf der Intensivstation.
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