Falsche Ernährung gefährdet geistige Entwicklung von Kindern
Berlin – Vor den langfristigen Folgen einer durch Armut bedingten schlechten Ernährung warnt der Ernährungsmediziner Hans Biesalski. „Leute, denen wenig Geld zur Verfügung steht, ernähren sich qualitativ schlechter, und das hat nicht nur mit dem Bildungsstand zu tun“, sagte der Direktor des Food Security Centers an der Universität Hohenheim bei einem Vortrag in Berlin. Denn Lebensmittel mit reichlich essenziellen Nährstoffen seien deutlich teurer als solche mit viel Fett und Energie.
Kleinkinder in armen Familien treffe dies besonders hat. „Das sogenannte 1000-Tage-Fenster ist der entscheidende Zeitraum – falsche Ernährung in dieser Zeit hat massive Konsequenzen für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder“, warnte der Experte. In der Folge könnten sie schlechtere schulische Leistungen zeigen und auch später im Leben oft noch Probleme haben.
Biesalski schlägt vor, die Nährwerte auf Lebensmitteln nach dem „Nutrient Density Score“ (NDS) zu kennzeichnen. Er spiegelt das Verhältnis von Nährstoffdichte zur Energiedichte eines Lebensmittels wider. „Diese einfache Zahl ist wesentlich aussagekräftiger als die Prozentangaben des Tagesbedarfs, die momentan auf den Verpackungen zu finden sind“, erklärte er.
Ein besonderes Problem sind laut Biesalski die Hartz-IV-Regelsätze für die Kinderernährung: „Mit 2,47 Euro pro Tag für Kinder bis vier Jahre ist keinesfalls eine gesunde Ernährung möglich“, betonte der Experte. Optionen wären zum Beispiel kostenloses Essen in Kitas und Ganztagsschulen. Auch die Kinderärzte sollten bei den ganz Kleinen genauer auf Mangelerscheinungen achten.
„Gänzlich außerhalb unseres Fokus sind Flüchtlinge und besonders Kinder, die häufig bereits mangelernährt bei uns ankommen“, mahnte der Ernährungsmediziner. „Hier bedarf es einer raschen Analyse des Zustandes und einer ebenso raschen Kompensation der Mangelernährung“, betonte er.
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