Fast 20.000 Geburten nach künstlicher Befruchtung in Deutschland

Düsseldorf – Seit 1997 sind in Deutschland 433.858 Kinder nach künstlicher Befruchtung zur Welt gekommen. Bei den Kinderwunschbehandlungen, die im Jahr 2023 begannen, wurden 19.976 Jungen und Mädchen nach Befruchtung im Reagenzglas (In-vitro-Fertilisation/IVF) geboren. Das geht aus dem vorgestern in Düsseldorf veröffentlichten Jahrbuch 2024 des Deutschen IVF-Registers hervor. Darin wurden die Daten von 139 der aktuell 143 Mitgliedszentren des Registers ausgewertet.
„Heute sitzen in jeder deutschen Schulklasse ein bis zwei Kinder, die mit Hilfe der Kinderwunschmedizin gezeugt wurden“, heißt es im Jahrbuch. Die Zahl der im Reagenzglas gezeugten Jungen und Mädchen entspreche mittlerweile der Einwohnerzahl von zwei großen Städten wie Saarbrücken und Chemnitz zusammen.
Insgesamt 134.281 Behandlungszyklen sind für 2024 in der Kinderwunschmedizin dokumentiert. 69.890 Frauen wurden behandelt. Die Schwangerschaftsrate je Embryonentransfer lag bei knapp über 30 Prozent. Die Geburtenrate pro Transfer war 2023 mit rund 22,5 Prozent identisch zum Jahr 2022. Seit 1997 werden die deutschen Behandlungsdaten zur Kinderwunschmedizin elektronisch erfasst. Seitdem wurden laut Register über 2,6 Millionen Behandlungen durchgeführt.
Erstmals liegt der Anteil der Mehrlingsgeburten bei den erfolgreichen Kinderwunschbehandlungen bei unter zehn Prozent. „Wir kommen von über 20 Prozent“, sagte Jan-Steffen Krüssel, Vorstandsmitglied im Deutschen IVF-Register. Mittlerweile etablierte Methoden wie der Transfer von nur noch einem Embryo je Behandlung sorgten dafür, dass sich das Risiko von Mehrlingsgeburten und auch Frühgeburten deutlich verringert habe. Im europäischen Vergleich liege Deutschland damit noch im oberen Bereich. Länder wie Skandinavien oder die Niederlande hätten Mehrlingsgeburten von unter fünf Prozent, heißt es von Seiten der Experten.
Erneut betont das Jahrbuch, dass der Erfolg einer Kinderwunschbehandlung stark vom Alter der Mutter abhängt. In der Altersgruppe von 30 bis 34 Jahren lägen die Chance auf Schwangerschaft pro Embryotransfer bei 39 Prozent und die Geburtenrate bei 30,9 Prozent.
Ganz anders sieht das bei den Kinderwunschpatientinnen der Altersgruppe von 41 bis 44 Jahren aus. „Die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer sinken um mehr als 20 Prozentpunkte auf 17,1 Prozent, und die Geburtenrate liegt mit 9,3 Prozent gar unter zehn Prozent“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen IVF-Registers, Andreas Tandler-Schneider. Der Kinderwunsch sollte nicht immer weiter auf später verschoben werden.
In mehr als der Hälfte der Fälle liegt die Ursache der Kinderlosigkeit beim Mann, häufig bedingt durch eingeschränkte Spermaqualität. Behandlungen mit Spendersamen nähmen deshalb deutlich zu, sagte Sascha Tauchert, ebenfalls Vorstandsmitglied im Deutschen IVF-Register. 2018 gab es noch 1.129 Behandlungen mit Spendersamen, 2023 waren es 3.177 Fälle.
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