Fehltage wegen Dauerstress auf Rekordhoch

Hannover – Dauerstress sorgt für so viele Fehltage bei Berufstätigen wie noch nie. Unter den Versicherten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) kamen im vergangenen Jahr 112 Fehltage wegen akuter Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen auf 100 Arbeitnehmer, wie die Kasse heute mitteilte.
Belastungsreaktionen seien damit der dritthäufigste Krankschreibungsgrund gewesen – hinter Infektionen der oberen Atemwege und Rückenschmerzen. Im Vorjahr 2023 verzeichnete die KKH 105 Fehltage pro 100 Arbeitnehmer wegen stressbedingter Belastungen. Vor fünf Jahren im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es rund 74 Tage. Mit Blick auf 2024 bedeutet das einen Anstieg um rund 50 Prozent.
Im Bundesländervergleich liegt das Saarland aktuell mit fast 176 Fehltagen pro 100 Berufstätigen an der Spitze. In Baden-Württemberg registrierte die KKH 2024 hingegen mit 81 Tagen die geringsten Fehlzeiten wegen Dauerstress. Den größten Anstieg im Fünfjahresvergleich verzeichnet die Kasse wiederum mit gut 71 Prozent in Schleswig-Holstein, das geringste Plus mit 34 Prozent in Rheinland-Pfalz.
Stress werde häufig als harmlose Begleiterscheinung des Alltags oder gar als Statussymbol in der heutigen Leistungsgesellschaft wahrgenommen, so die KKH. Dabei könne er ernste Folgen für die Gesundheit haben. „Dauerstress gehört zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Rückenbeschwerden, psychische Leiden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, warnte KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.
Deshalb sei es wichtig, dass sowohl in Unternehmen als auch im privaten Umfeld eine ganzheitliche Aufklärungsarbeit stattfinde. „Während Betriebs- und Hausärztinnen und -ärzte ihre Patientinnen und Patienten häufig gezielt auf zu wenig Bewegung und schlechte Ernährung als gesundheitliche Risikofaktoren am Arbeitsplatz ansprechen, werden Stress und psychische Belastungen nicht immer in gleicher Weise berücksichtigt.“
Dabei bedinge das eine das andere, denn: „Bei anhaltendem Stress nehmen wir häufig Verhaltensweisen an, die der Gesundheit zusätzlich schaden“, so Judick. „Wir bewegen uns oft weniger, essen mehr oder ernähren uns ungesünder, trinken mehr Alkohol. Es entsteht eine Art Teufelskreis.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: