Feinstaub fördert Mikroinfarkte im Gehirn

Boston – Eine erhöhte Feinstaubbelastung in der Atemluft hat möglicherweise Auswirkungen auf die Funktion des Gehirns. Eine Untersuchung in Stroke (2015; doi: 10.1161/STROKEAHA.114.008348) zeigt, dass in Gegenden mit erhöhter Feinstaubbelastung die Zahl der Mikroinfarkte im Gehirn der Bewohner zunimmt.
Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass eine erhöhte Feinstaubbelastung der Luft, die in der Regel aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in Automotoren, Kraftwerken und Heizanlagen resultiert, mit einer erhöhten Rate von zerebrovaskulären Erkrankungen und kognitiven Störungen einhergeht. Eine Analyse der Framingham Offspring Study bot Elissa Wilker vom Beth Israel Deaconess Medical Center die Möglichkeit, nach den zugrunde liegenden morphologischen Veränderungen im Gehirn zu suchen.
Im Rahmen der Studie war nämlich bei 943 Teilnehmern im Alter über 60 Jahre eine kernspintomographische Aufnahme des Gehirns angefertigt worden. Dabei werden ischämische Läsionen sichtbar, die zu klein sind, um einen Schlaganfall auszulösen, die aber mit steigender Anzahl die Hirnfunktion beeinträchtigen. Eine mögliche Folge sind kognitive Störungen bis hin zur Demenz.
Wilker fand heraus, dass jeder Anstieg der Feinstaubkonzentration (PM2,5) um 2 µg/m3 mit einer Zunahme der Mikroinfarkte um 41 Prozent assoziiert war (relatives Risiko 1,41; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,10-1,94). Gleichzeitig kam es zu einer Verkleinerung des Gehirns um 0,32 Prozent, was laut Wilker ungefähr den Auswirkungen eines zusätzlichen Lebensjahres entspricht. Teilnehmer, die in der Nähe von vielbefahrenen Straßen wohnten, wiesen auch eine verminderte Hyperintensität der weißen Hirnsubstanz auf, die ebenfalls als ein Marker für die Hirnalterung gilt.
Die Ergebnisse der Studie waren umso erstaunlicher, als die Teilnehmer der Studie vor allem aus Neuengland stammen, wo die Luftverschmutzung geringer ist als in den meisten anderen Regionen der USA. Auf welche Weise die Feinstaubbelastung die Entwicklung der Hirninfarkte fördert, ist unklar. Wilker vermutet, dass die Ablagerungen in den Lungen eine systemische Entzündungsreaktion im Körper auslösen, die dann die Atherosklerose in den Hirnarterien fördert.
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