Medizin

Feinstaub setzt Spermienqualität herab

  • Donnerstag, 23. November 2017
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Hongkong – Luftschadstoffe können möglicherweise die Zeugungsfähigkeit von Männern herabsetzen. Eine erhöhte Feinstaubkonzentration am Wohnort war in einer Querschnittsstudie in Taiwan mit einer verminderten Spermienqualität verbunden. Der Effekt war zwar relativ gering, auf Bevölkerungsebene könnte er jedoch eine signifikan­te Anzahl von unerfüllten Kinderwünschen erklären, berichten die Forscher in Occupational and Environmental Medicine (2017; doi: 10.1136/oemed-2017-104529).

In den Jahren 2001 bis 2014 haben in Taiwan mehr als 1,5 Millionen Männer im zeugungsfähigen Alter an Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen. 6.475 Männer gaben dabei freiwillig eine Spermienprobe ab, um Informationen über ihre Zeugungsfähigkeit zu erhalten. Xiang Qian Lao von der Chinesischen Universität in Hongkong hat die Ergebnisse mit dem Feinstaubgehalt (PM2,5) der Luft am Wohnort der Männer in Beziehung gesetzt. Die Feinstaubwerte waren mit Satellitenaufnahmen gemessen worden.

Die Spermienqualität wurde einmal mit den PM2,5-Werten in den letzten 3 Monaten vor der Untersuchung verglichen, der ungefähren Dauer der Spermienreifung. Eine zweite Analyse verwendete die durchschnittlichen PM2,5-Werte der letzten 2 Jahre als Grundlage.

In beiden Analysen wurde eine signifikante Assoziation zwischen der PM2,5-Exposition und einem abnormen Spermatogrammn gefunden. Jede Zunahme der Feinstaub­konzen­tration um 5 µg/m3 war mit einem Rückgang der Spermien mit normaler Form und Größe um 1,29 Prozent assoziiert. Der Anteil der Spermien im untersten Zehnten der Spermienmorphologie stieg jeweils um 26 Prozent an.

Auf der anderen Seite war jeder Anstieg der Feinstaubkonzentration um 5 µg/m3 mit einer leichten Zunahme der Spermienkonzentration verbunden. Das Risiko auf eine Spermienkonzentration im unteren Zehntel sank jeweils um 10 Prozent. Lao vermutet, dass es sich um eine kompensatorische Steigerung der Spermienkonzentration handelt, die die Zahl der nicht normal geformten Spermien ausgleichen soll.

Ob diese biologische Gegenreaktion ausreicht, um die Zeugungsfähigkeit der Männer zu erhalten, wurde nicht untersucht. Außerdem kann die Studie eine Kausalität nicht belegen, obwohl Lao eine Reihe von Begleitfaktoren wie Alter, Schulbildung, Rauchen, Alkohol, Sport, Beruf, Body-Mass-Index und Jahreszeit ausschließen kann.

rme

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