Finanzielle Sanktionen gegen Pharmakonzerne zeigen kaum Wirkung
London – Straf- und zivilrechtlichen Gesetzesverstößen von Pharmakonzernen ist nur schwer durch finanzielle Sanktionen und Verträge beizukommen. Dies ist die Meinung von Sidney Wolfe, Mitbegründer und Leiter der Health Research Group, der im British Medical Journal über die massive Zunahme der Strafzahlungen von multinationalen Konzernen der Pharmaindustrie berichtet (http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f7507).
Zwischen 2009 und 2012 bezahlten die von ihm erfassten Konzerne zusammen 5,1 Milliarden Dollar Strafe an die US-Regierung. Dies entsprach im Vergleich zu den drei Vorjahren einer Verfünffachung der Sanktionskosten. Insgesamt mussten die Unternehmen zwischen 1991 und 2012 30,2 Milliarden US-Dollar Strafe zahlen. Auch vertragliche Verpflichtungen zur Niederlegung illegaler Machenschaften, die „Corporate Integrity Agreements“, erzielten laut Wolfe keine nachhaltige Wirkung.
Werbung für den Off-label Einsatz von Medikamenten, Zahlungen von verdeckten Provisionen an Ärzte und Preisbetrug waren die häufigsten Vorwürfe, für die sich Konzerne verantworten mussten. Ob die bisher verhangenen Strafen eine Wirkung zeigen, erscheint Wolfe fraglich. Allein die 2012 erwirtschafteten Gewinne der Unternehmen wogen die gesamten Strafkosten der letzten 21 Jahre auf.
Die gehäufte Beteiligung großer multinationaler Pharmafirmen an gesetzeswidrigen Geschäften, die sich weder durch Geldstrafen, vertragliche Verpflichtung noch verstärkte Kontrolle verhindern lassen, zeige laut Wolfe den fehlenden Effekt der meisten Maßnahmen. Nach seiner Ansicht offenbart sich hier ein „pathologischer Mangel in der Unternehmensintegrität“ der sanktionierten Konzerne.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: