Fleisch und Eisen erhöhen Diabetesrisiko

Singapur – Chinesen, die gern und häufig Fleisch essen, erkranken einer prospektiven Beobachtungsstudie im American Journal of Epidemiology (2017; doi: 10.1093/aje/kwx156) zufolge häufiger an einem Typ 2-Diabetes. Das Risiko ließ sich teilweise auf den Eisengehalt des Fleisches zurückführen.
Eisen steht schon seit längerem im Verdacht, ein Auslöser des Typ 2-Diabetes zu sein. So erkranken Menschen mit der Hämochromatose, die vermehrt Eisen in Leber und anderen Organen ablagern, häufiger an einem Typ 2-Diabetes.
Auch für ansonsten gesunde Menschen erhöht der vermehrte Konsum von Fleisch und Eisen das Risiko auf einen Typ 2-Diabetes, wie jetzt eine Auswertung der Singapore Chinese Health Study erneut zeigt. Die Studie begleitet 63.257 Erwachsene chinesischer Herkunft aus dem ostasiatischen Stadtstaat. Die Chinesen waren im Alter zwischen 45 und 74 Jahren rekrutiert worden. Während einer Nachbeobachtungszeit von im Durchschnitt etwa 11 Jahren wurde bei 5.207 Teilnehmern ein Typ 2-Diabetes diagnostiziert.
Chinesen mit einem erhöhten Fleischkonsum waren überrepräsentiert. Für das Quartil mit dem höchsten Verzehr von rotem Fleisch ermittelte Koh Woon Puay von der Duke-NUS Medical School, einem Ableger der US-Universität in Singapur, eine Hazard Ratio von 1,23, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,14 bis 1,33 signifikant war. Auch der Verzehr von Geflügelfleisch erhöhte das Risiko mit einer Hazard Ratio von 1,15 (1,06-1,24) im obersten Quartil. Für Fische und Schalentiere konnte Kuh dagegen kein signifikant erhöhtes Risiko nachweisen.
Weitere Analysen ergaben, dass zumindest ein Teil des Risikos auf den Eisengehalt zurückzuführen war, der bei rotem Fleisch höher ist als bei Geflügelfleisch. Nach der Berücksichtigung des Faktors Eisen war für Geflügelfleisch kein erhöhtes Risiko mehr nachweisbar. Für rotes Fleisch blieb ein Restrisiko mit einer Hazard Ratio von 1,13 (1,01-1,25) bestehen.
Der Verdacht, dass der höhere Eisengehalt einen Teil des mit dem Fleischverzehrs verbundenen Diabetesrisikos erklärt, ist nicht neu. Swapnil Rajpathak von der Harvard School of Public Health in Boston und Mitarbeiter waren vor Jahren in einer Analyse der Nurses' Health Study zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.
Für US-Krankenschwestern mit der höchsten Häm-Eisen-Aufnahme (oberstes Quintil) wurde ein relatives Risiko von 1,28 (1,14-1,45) ermittelt. Das Risiko war in der Studie dosisabhängig, was in epidemiologischen Untersuchungen immer für eine Kausalität spricht (Diabetes Care 2006; 29: 1370-1376).
Koh empfahl seinen Landsleuten aufgrund der Ergebnisse, auf den Verzehr von rotem Fleisch möglichst zu verzichten. Beim Geflügel sollten sie das Brustfleisch der Tiere bevorzugen, da es den geringsten Eisengehalt hat, und häufiger zu Fisch oder Schalentieren greifen.
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