Studie: Fleischwaren begünstigen Herzversagen

Stockholm – Die Fleischwaren bei der Herstellung zugesetzten Salze, Nitrate, Phosphate und anderen Konservierungsstoffe sowie die beim Räuchern entstehenden aromatischen Kohlenwasserstoffe stehen im Verdacht, die Gesundheit zu schädigen. Eine Studie in Circulation Heart Failure (2014 doi: 10.1161/CIRCHEARTFAILURE.113.000921) zeigt jetzt erstmals, dass der Konsum von Fleischwaren mit einer erhöhten Rate von Herzinsuffizienzen assoziiert ist.
Im Spätherbst 1997 hatten alle Männer zwischen 45 und 79 Jahren der schwedischen Provinzen Västmanland und Örebro einen ausführlichen Fragebogen zu ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten erhalten. Fast 50.000 schickten ihn zurück. Sie gaben unter anderem Auskunft über ihren Verzehr von Bratwürsten, Salami, Blut- und Leberwurst und andere Fleischwaren von Schwein und Rind, die aufgrund ihrer Farbe als „rotes“ Fleisch bezeichnet werden, um sie von Geflügelwaren abzugrenzen.
Um die Fleischwaren schmackhafter und haltbar zu machen, versetzen sie die Schlachter und Fleischfabriken mit einer Reihe von Stoffen, deren Auswirkungen auf die Gesundheit umstritten sind. Ein hoher Salzkonsum könnte den Blutdruck erhöhen. Nitrite, die im Darm aus den Nitraten entstehen, werden mit einer endothelialen Dysfunktion und einer gestörten Insulinwirkung in Verbindung gebracht. Phosphate können den Kalzium-Stoffwechsel stören. In der Summe könnte dies zu einer erhöhten Rate von Herzkrankheiten führen, an deren Ende eine Herzinsuffizienz steht.
Ein Team um die Epidemiologin Alicja Wolk vom Karolinska Institut in Stockholm hat die Angaben der „Cohort of Swedish Men“ in den Fragebögen jetzt mit dem Schwedischen Patientenregister und dem Sterberegister des Landes in Beziehung gesetzt und dabei entdeckt, dass ein hoher Konsum von Fleischwaren tatsächlich mit einer erhöhten Rate von Herzinsuffizienzdiagnosen und -todesfällen assoziiert war.
Männer, die mehr als 75 Gramm „roter“ Fleischwaren am Tag verzehrten, hatten ein um 28 Prozent erhöhtes Risiko auf ein Herzversagen (Hazard Ratio 1,28; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,10-1,48). Das Sterberisiko an Herzinsuffizienz war sogar mehr als verdoppelt (Hazard Ratio 2,43; 1,52-3,88). Bereits ein bis zwei Scheiben Schinken (50 Gramm) am Tag steigern auf Dauer das Erkrankungsrisiko um 8 Prozent und das Sterberisiko um 38 Prozent.
Wie immer in Studien dieser Art lässt sich nicht ausschließen, dass andere Faktoren für die Assoziation verantwortlich sind. So könnten Fleischesser aus irgendeinem Grund weniger Sport treiben oder andere kardiale Risikofaktoren haben, die in der Studie nicht erfragt wurden.
Zu den Schwächen der Studie gehört auch, dass sie die etwaige Einnahme von Medikamenten nicht berücksichtigen konnte und die Anzahl der Fragen zum Fleischkonsum in dem 96-Punkte-Fragenbogen insgesamt gering war. Sollte die Assoziation jedoch kausaler Natur sein, dann könnte ein Wechsel auf nicht-verarbeitete Fleischwaren helfen. Ihr Verzehr war in der Studie weder mit einer erhöhten Rate von Erkrankungen noch mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: