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FLI: Vogel­grippe-Infektionen in US-Milchkühen lassen aufhorchen

  • Dienstag, 23. April 2024
/Felipe Caparrós, stock.adobe.com
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Berlin – Nach der Meldung von Vogelgrippe-Infektionen bei Milchkühen in den USA hält es das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für geboten, auch bei anderen Nutztieren als Geflügel auf Anzeichen besonderer In­fektionsgeschehen zu achten.

„Die aktuellen Fälle in Milchkuhbeständen in den USA lassen aufhorchen und verdeutlichen, dass auch bei anderen Nutztieren als Geflügel bei unklaren und gehäuften Erkrankungsfällen weiterführende Untersuchun­gen eingeleitet werden sollten, die dann auch HPAIV H5 umfassen“, teilte eine Sprecherin des Bundes­forschungsinstituts für Tiergesundheit auf Nachfrage mit.

HPAIV steht für hochpathogene aviäre Influenzaviren. H5N1 tritt nach FLI-Angaben in Deutschland seit Herbst 2021 immer wieder bei Wildvögeln auf, es kam auch zu Ausbrüchen bei Geflügel.

Während das FLI das Risiko für Geflügelpestfälle bei Wildvögeln als unverändert hoch einschätzt und die Gefahr eines Eintrags in Geflügelhaltungen als moderat, ergebe sich derzeit zur Situation bei Rindern „keine besondere Gefährdungslage“. Bisher gebe es hierzulande keine routinemäßigen Untersuchungen auf den Erreger bei Kühen oder (Roh-)Milch. Es bestünden keine Hinweise auf ein ähnliches Geschehen wie in den USA.

In erster Linie um die Eignung der Tests etwa bezüglich der Spezifität zu überprüfen, würden am FLI derzeit stichprobenweise Serumproben von Milchkühen auf Antikörper gegen Influenza A untersucht, teilte die FLI-Sprecherin weiter mit.

Für Tierhalter gelte angesichts der Erkenntnisse aus den USA die Empfehlung, weiterhin sehr aufmerksam zu bleiben und sich der Risiken bewusst zu sein, wenn Tiere in Bereiche gelassen würden, zu denen auch wild­lebende Wasservögel Zugang hätten. Gefügelhaltern sei dieses Risiko seit Jahren bekannt. „Die Vermeidung von Ausbrüchen in Geflügelhaltungen minimiert auch das Risiko eines Kontaktes von Menschen mit dem Erreger.“

Das Robert-Koch-Institut (RKI) beobachtet nach eigenen Angaben die internationale Lage und tauscht sich eng mit dem FLI, aber auch der europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC aus.

„Derzeit teilt das RKI die Einschätzung des ECDC, dass das Risiko für die Bevölkerung in Europa/Deutschland gering ist und die bisherigen Empfehlungen weiterhin gültig sind“, teilte eine RKI-Sprecherin mit. In die Be­ra­tungen zum Thema auf nationaler Ebene ist nach FLI-Angaben auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eingebunden.

USA: Erste bekannte H5N1-Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekräftigte Ende vergangener Woche nach der Entdeckung des Virus bei US-Milchkühen, dass Milch und Milchprodukte in pasteurisierter Form weiter konsumiert werden sollten. In Rohmilch von befallenen Tieren sei eine „sehr hohe Viruskonzentration“ festgestellt worden, hieß es.

Experten seien noch dabei zu untersuchen, wie lange das Virus in der Milch überleben könne. Die Gesund­heits­behörde im US-Bundesstaat Texas betonte, es bestehe keine Gefahr für die Verbraucher, da die Milch kranker Kühe ohnehin weggeschüttet werden müsse.

In Texas war kürzlich ein Mann positiv auf das Virus getestet worden, der auf einer Rinderfarm arbeitete. Wie die Übertragung genau stattfand, werde noch untersucht, sagte die Leiterin des WHO-Influenza-Programms Wenqing Zhang kürzlich in Genf.

Es sei der erste bekannte Fall einer Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen. „Infektionen von Men­schen mit H5N1 sind nach wie vor selten und hängen mit dem Kontakt zu infizierten Tieren und der Umge­bung zusammen“, betonte sie.

WHO: Neue Risikobeurteilung für H5N1 in Arbeit

Bei den aktuellen Ausbrüchen wurden demnach auch Übertragungen von Vögeln auf Kühe, von Kühen auf Kühe und von Kühen auf Vögel registriert. Das deute laut Zhang darauf hin, dass das Virus möglicherweise andere Übertragungswege gefunden habe als bislang angenommen. Die WHO arbeite zurzeit mit Partnern an einer neuen Risikobeurteilung im Zusammenhang mit H5N1.

Die WHO hatte am vergangenen Donnerstag bereits Alarm geschlagen wegen des Übergreifens des Erregers auf immer mehr Arten. Dass H5N1 nicht mehr nur Vögel befalle, rechtfertige „enorme Besorgnis“, hatte WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar in Genf gesagt.

Das Virus habe sich zu einer weltweiten „Tier-Pandemie“ entwickelt. Mit dieser Ausbreitung wachse die Gefahr, dass auch Menschen sich ansteckten und der Erreger schließlich von Mensch übertragen werde, warnte Farrar.

ggr/dpa/AFP

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