Ausland

Vogelgrippe: Supermarktmilch und Fleisch laut US-Behörden sicher

  • Donnerstag, 2. Mai 2024
/forma82, stock.adobe.com
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Berlin – Nach dem Nachweis von Spuren des Vogelgrippevirus H5N1 in Supermarktmilch in den USA sind durch weitere Lebensmittelanalysen Angaben der US-Behörden zufolge keine neuen Gefahren identifiziert worden.

Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel, die Food and Drug Administration (FDA), legte gestern weitere vorläufige Ergebnisse zu Untersuchungen von Milch- und Milchprodukten vor: Diese zeigten, dass Pasteurisie­rung das Virus unschädlich mache. Es sei kein lebendes, infektiöses Virus nachgewiesen worden.

Es geht um rund 200 Proben, darunter neben Milch etwa auch Hüttenkäse und Sauerrahm, bei denen zu­nächst mittels qPCR Fragmente von H5N1 detektiert worden waren. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Sie wurden weitergehenden Analysen unterzogen, um sicherzustellen, dass es sich nicht mehr um aktives Virus handelt.

Die Befunde bekräftigen laut FDA die bisherige Einschätzung, dass die Milch im Handel sicher sei. Insgesamt waren demnach knapp 300 Proben von Milchprodukten genommen worden. Vom Konsum von Rohmilch rät die Behörde nach wie vor ab.

Auch Rinderhack geprüft

Ergebnisse gab es auch für ein weiteres Produkt: Bei 30 Rinderhackfleischproben aus dem Einzelhandel seien bereits die PCR-Tests auf den Erreger durchweg negativ ausgefallen, berichtete die Behörde für Lebensmittel­sicherheit und -überwachung des US-Landwirtschaftsministeriums gestern. „Diese Ergebnisse zeigen erneut, dass die Fleischversorgung sicher ist.“ Getestet wurden Proben aus Staaten mit aktuell infizierten Milchvieh­be­ständen.

Die Behörde weist darauf hin, dass es zwar zahlreiche Schutzmaßnahmen für Verbraucherinnen und Verbrau­cher gebe. Dennoch empfiehlt sie, auf Hygiene bei Verarbeiten von rohem Fleisch zu achten und es gut durch­zuerhitzen, um Bakterien und Viren zu abzutöten. Weitere Fleischuntersuchungen sind den Angaben zufolge noch im Gange.

Die FDA berichtete, es würden weiterhin Tests auch bei gepoolter Rohmilch vorgenommen, die zur Pasteuri­sie­rung und Verarbeitung für den Handel vorgesehen ist. Dies soll Auskunft über die möglichen Viruslevel geben, mit denen man es bei der Pasteurisierung zu tun hat. Erkenntnisse würden in Studien zur weiteren Validierung der Pasteurisierung einfließen.

Nachgewiesen ist H5N1 bisher in 36 Herden in mehreren US-Bundesstaaten. Bei Menschen ist im Zusammenhang mit Milchviehbetrieben nur ein Fall aus Texas bestätigt.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP sollen jedoch auf Farmen in Texas neben den Tieren auch mehrere Menschen an grippeähnlichen Symptomen erkrankt sein. Das hätten in die Aufklärung des Ausbruchs involvierte Fachleute gesagt, darunter etwa eine Veterinärmedizinerin, die vor Ort tätig war. Sie geben außer­dem zu Protokoll, dass sich viele Arbeiter nicht testen ließen – und dass Farmer Vorbehalte hätten, ihre Tiere testen und Beamte auf ihr Land zu lassen.

Hohe Todesraten bei Katzen im Zusammenhang mit H5N1 in Milchviehbeständen

Zu Wochenbeginn schilderte ein Forscherteam in einer Vorabveröffentlichung im Journal Emerging Infectious Diseases der US-amerikanischen Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC), dass im Zusamm­enhang mit H5N1-Infektionen bei Kühen auch einige Katzen betroffen gewesen seien. Es geht um die Klade 2.3.4.4b des Virus, die seit Ende 2021 in den USA vorkommt.

Während bei den Kühen unspezifische Krankheitsanzeichen, verringerte Futteraufnahme sowie ein abrupter Rückgang der Milchproduktion aufgetreten seien, sei es bei den Katzen zu neurologischen Symptomen und schnellen tödlichen Verläufen gekommen, berichten die Autoren.

Bei einer betroffenen Farm sei von einer Population von etwa 24 Hauskatzen mehr als jede zweite gestorben. Das Team hatte aus den US-Bundesstaaten Kansas und Texas verschiedene Arten von Proben von Milchkühen und von Katzen für Analysen erhalten.

Dass die Katzen mit H5N1 infizierte Wildvögel gefressen hatten, könne zwar nicht ausgeschlossen werden. Aber da bekannt sei, dass die Katzen etwa mit Rohmilch infizierter Kühe gefüttert worden seien, werde dies als wahrscheinlicher Infektionsweg eingestuft, schreiben die Forschenden von unter anderem dem Iowa State University College of Veterinary Medicine.

Sie halten es für am wahrscheinlichsten, dass sich Kühe wiederum ursprünglich über Futter infizierten hatten, das mit dem Kot infizierter Wildvögel kontaminiert war. Zugvögel, deren Route über die betroffene texanische Region führt, seien eine mögliche Quelle. Übertragungen von Kuh zu Kuh scheint es laut der Untersuchung gegeben zu haben, da Infektionen auch auf Farmen in weiteren Staaten auftraten, in die infizierte Kühe trans­portiert worden waren.

Obwohl die Milchversorgung von der FDA als sicher eingestuft werde, gebe der Nachweis von Influenzaviren in nicht pasteurisierter Milch wegen der potenziellen Übertragung von Tierart zu Tierart Anlass zur Sorge, hält das Team fest. Der Erreger solle in Nutztieren kontinuierlich überwacht werden.

Schwelle für leichte Verbreitung unter Menschen noch immer hoch

Fachleute werten die H5N1-Infektionen bei Kühen in den USA als ungewöhlich, da diese normalerweise als sehr wenig empfängliche Spezies für Influenzaviren gelten.

Die Barriere zu einer leichten Verbreitung von H5N1-Viren unter Menschen sei aber immer noch als substan­ziell hoch einzuschätzen, sagte Thorsten Wolff, Leiter des Fachgebiets Influenzaviren und weitere Viren des Respirationstraktes am Robert-Koch-Institut (RKI).

Der Erreger müsste demnach erst einmal die Fähigkeit erlangen, sich effizient über die Atemwege auszubrei­ten. „Dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass eine etwaige Zirkulation der Viren in Rindern und damit einhergehende Mutationen diese Schwelle senken könnte.“

Wolff weist auch auf Unterschiede zwischen der Lage in den USA und in Europa hin: Der genetische Aufbau der europäischen Stämme von H5N1 sei nur begrenzt mit den in den USA aufgefallenen Viren vergleichbar. „Dennoch sollten die in den USA gemachten Beobachtungen ein Anlass zu erhöhter Aufmerksamkeit sein, um einen Befall von Rinderbeständen rasch zu entdecken oder gar zu verhindern.“

ggr

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