Forschung, sprechende Medizin und digitale Vernetzung für Diabetesversorgung zentral

Berlin – In Deutschland sind etwas 6,7 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt, darunter etwa zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Etwa 95 Prozent leiden an Diabetes Typ 2, schätzungsweise 312.000 Erwachsene und über 31.500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren haben einen Typ-1-Diabetes. Das geht aus dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2018 hervor, den die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Diabetes-Hilfe Ende November vorgestellt haben.
Die beiden Organisationen fordern in dem Bericht mehr Forschung, eine Stärkung der sprechenden Medizin und einen zügigen Ausbau digitaler Angebote. „Mittlerweile gibt es zahlreiche medikamentöse Therapiekonzepte, die eine individualisierte Behandlung möglich machen. Trotzdem ist der Diabetes noch nicht komplett verstanden: Wichtig wäre es, künftig auf den Patienten bezoge Subtypen definieren zu können, um ihn dann noch zielgerichteter zu behandeln“, heißt es in dem Bericht in Bezug auf die Forschung.
Die Autoren kritisieren, eine zunehmende Ökonomisierung in Klinik und Praxis führe dazu, dass schlecht vergütete medizinische Maßnahmen wie das unverzichtbare Gespräch mit dem Patienten ins Hintertreffen gerieten. Das bringt alle Fächer, in denen das Gespräch entscheidend für den Behandlungserfolg sei, in eine Schieflage. „In der Folge sind bereits verschiedene medizinische Abteilungen für Diabetologie dem Rotstift der Kliniken zum Opfer gefallen“, warnen DDG und Diabetes-Hilfe.
Laut dem Bericht ist die Diabetologie besonders geeignet, die Wege in die digitale Medizin zu ebnen: „Denn Patienten und Ärzte sind dort schon seit vielen Jahren vertraut mit technologischen Instrumenten, die sie beim Management des Blutzuckers unterstützen“, so die Autoren. Voraussetzung dafür sei, dass die verschiedenen heute eingesetzten Technologien künftig miteinander kommunizieren könnten.
Die Autoren weisen darauf hin, dass Diabetes schlecht oder unbehandelt dramatische Folgen habe: Neben dem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall würden in Deutschland pro Jahr als Folge des Diabetes etwa 40.000 Beine, Füße oder Zehen amputiert, rund 2.000 Menschen erblindeten, Diabetes sei die häufigste Ursache für Dialysepflichtigkeit, so DDG und Deutsche Diabetes-Hilfe.
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