Frankreichs Schulen sollen trotz verschärfter Coronalage offen bleiben

Saint-Brieuc – Trotz einer erneuten Verschlechterung der Coronalage in Frankreich sollen die Schulen des Landes offen bleiben. Der wissenschaftliche Beirat empfahl Präsident Emmanuel Macron gestern, Schulschließungen nur als „letztes Mittel“ anzuordnen.
Macron will ab heute mit der Regierung über verschärfte Maßnahmen entscheiden, nachdem er den Coronabeirat und Intensivmediziner angehört hat. Besonders im Pariser Großraum ist die Lage außer Kontrolle geraten.
Im Januar hatte sich Macron über die Empfehlung der Coronaexperten hinweggesetzt, einen vierwöchigen harten Lockdown mit landesweiten Ausgangssperren zu verhängen. Stattdessen ließ die Regierung die meisten Geschäfte und Schulen offen und setzte auf eine nächtliche Sperrstunde ab 18 Uhr. Zudem wollte er Impfungen beschleunigen, die erhofften Lieferungen blieben aber wie in Deutschland und anderen EU-Ländern aus.
Nun schlagen viele Krankenhäuser Alarm, besonders im Pariser Großraum Ile de France. In dieser Woche sollen rund hundert Intensivpatienten von dort in andere Regionen und ins Ausland verlegt werden. In dem dicht besiedelten Gebiet mit zwölf Millionen Einwohnern ist die Inzidenz über die Marke von 400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gestiegen, fast das Doppelte des landesweiten Schnitts. Die Ile de France ist auch das wirtschaftliche Zentrum Frankreichs.
An der Côte d'Azur und am Ärmelkanal wurden in den vergangenen Wochen bereits Ausgangsbeschränkungen an Wochenenden verhängt, ähnliches könnte nun auch im Pariser Großraum kommen. Bisher hatte sich die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo dagegen gesperrt.
Premierminister Jean Castex sprach von „einer Art dritter Welle“ in Frankreich, die durch „viele Varianten“ gekennzeichnet sei. Die hoch ansteckende britische Variante hat sich in dem Land bereits weitgehend durchgesetzt.
Die Gesundheitsbehörde HAS ließ erstmals Selbsttests zu, mit denen Symptomfreie innerhalb einer halben Stunde mit einem Nasenabstrich ein Ergebnis erzielen können. Coronaschnelltests in Apotheken sind in Frankreich bereits seit Monaten verfügbar. Auch an Schulen gab es mehrfach Massenscreenings.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: