Medizin

Frauen fällt kardiovaskuläre Reanimation schwerer

  • Mittwoch, 10. Mai 2017
Reanimation Herzdruckmassage
/wellphoto, stock.adobe.com

Basel – Männliche Medizinstudenten gingen in einer randomisierten Studie beim Reani­ma­tionstraining am Simulator beherzter zur Sache als ihre weiblichen Kommilitonen. Auch in der Kommunikation bestätigt die Publikation in Critical Care Medicine (2017; doi: 10.1097/CCM.0000000000002375) den Männern eine stärkere Führungsleistung.

Bei einem Herzkreislaufstillstand zählt jede Sekunde. Ärzte sollten wissen, was zu tun ist und so rasch wie möglich mit der kardiopulmonalen Reanimation beginnen. Bei einem Team ist in dieser Situation eine zielgerichtete Kommunikation erforderlich. Dies klappte in einer randomisierten Studie am Universitätsspital Basel bei männlichen Gruppen am besten. 

Ein Forscherteam um Sabina Hunziker, Assistenzprofessorin für Kommunikation an der Medizinischen Fakultät, hat für die Studie 216 Medizinstudierende (108 Frauen und 108 Männer) in Dreiergruppen eingeteilt. Die Studenten wurden mit einem Notfallszenario konfrontiert, das eine kardiopulmonale Reanimation erforderlich machte. Primärer Endpunkt war die „hands-on time“: die Dauer einer effektiven Herzdruckmassage in den ersten drei Minuten nach Auftreten des Herzkreislaufstillstandes. 

Die männlichen Gruppen erwiesen sich als schneller und effektiver. Sie benötigten weni­ger Zeit, bis sie sich zur Herzdruckmassage entschieden hatten und führten diese dann länger durch. Die Frauen zögerte länger und hatten dann weniger Zeit für die Herz­druck­massage.

Den Grund für die Verzögerung sieht Hunziker in der Kommunikation in der Gruppe. Bei den rein männlichen Gruppen zählte sie im Durchschnitt fünf Führungsaussagen („leadership statements“), bei den Frauen waren es nur drei. Auch in gemischten Teams machten Frauen signifikant weniger klare Führungsaussagen als Männer.

Obwohl die Medizinstudentinnen über mindestens das gleiche theoretische Wissen verfügen wie ihre männlichen Kollegen, haben sie insgesamt eine schlechtere Leistung gezeigt, schreibt die Forscherin. Sie fordert, dass Frauen für Notfallsituationen gezielter vorbereitet und geschult werden müssten. Angesichts der Zunahme des Frauenanteils im Medizinstudium zeige die Studie, wie wichtig die Genderforschung auch in der Aus­bildung von Ärzten sei.

rme

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