Herzstillstand: Laienreanimation hinterlässt seltener Hirnschäden

Aalborg – Medizinische Laien können durch eine kardiopulmonale Reanimation oder durch die Anwendung eines automatisierten externen Defibrillators (AED) das Leben von Menschen retten, die einen plötzlichen Herzstillstand erlitten haben. Die verbreitete Sorge, dass die Laien-Reanimation die Zahl der Patienten erhöht, die nur mit schweren Hirnschäden überleben und in Pflegeheimen betreut werden müssen, ist nach einer Analyse des dänischen Patientenregisters im New England Journal of Medicine (2017; 376: 1737-1747) unbegründet.
Von 34.459 Patienten, die laut dem „Dansk Hjertestopregister“ in den Jahren 2001 bis 2012 außerhalb einer Klinik einen Herzstillstand erlitten, haben 2.855 (8,3 Prozent) länger als 30 Tage überlebt. Der Anteil dieser Überlebenden ist während des Zeitraums von 3,9 Prozent auf 12,4 Prozent gestiegen, was neben einer besseren medizinischen Versorgung vermutlich auch der steigenden Bereitschaft der Bevölkerung zur Laienreanimation zu verdanken ist. Wie Kristian Kragholm von der Universitätsklinik in Aalborg und Mitarbeiter recherchiert haben, ist der Anteil der Überlebenden, bei denen Laien eine Reanimation durchgeführt haben, von 55,7 auf 80,6 Prozent gestiegen. Die Verwendung von AED hat von 2,1 auf 16,8 Prozent zugenommen.
Dieses gesteigerte Engagement hat jedoch nicht zu vermehrten Spätkomplikationen geführt. Im Gegenteil: Der Anteil der Überlebenden, die im darauffolgenden Jahr starben, sank von 18,0 auf 7,9 Prozent, und der Anteil der Patienten, die wegen einer anoxischen Hirnschädigung zuhause oder in einem Heim betreut werden mussten, ist von 10,0 auf 7,6 Prozent zurückgegangen.
Bei diesen Patienten war seltener als bei Patienten mit einer günstigen Prognose eine Laienreanimation durchgeführt worden: Kragholm ermittelte eine Hazard Ratio von 0,62 auf bleibende Hirnschäden, wenn eine Laienreanimation versucht wurde. Sie war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,47 bis 0,82 signifikant. Auch das Sterberisiko war nach einer Laienreanimation signifikant niedriger: Hazard Ratio 0,70 (0,50-0,99). Für den kombinierten Endpunkt auf Hirnschädigung, Pflegefall und Tod betrug die Hazard Ratio 0,67 (0,53-0,84).
Noch günstiger war der Effekt einer Laienreanimation mit einem AED. Kragholm ermittelt eine Hazard Ratio von 0,45 (0,24-0,84) für eine Hirnschädigung oder eine Pflegebedürftigkeit. Das absolute Risiko auf einen Tod oder eine Pflegebedürftigkeit betrug nach der Anwendung eines AEDs durch einen Laien nur 2,0 Prozent (0,0-4,2). Es war damit sogar niedriger als in Fällen, in denen medizinische Ersthelfer, die in der Regel später eintreffen, die Reanimation durchführten (3,7 Prozent; 2,5-4,9). Der Zeitfaktor ist bei der Anwendung eines AEDs offenbar wichtiger als die berufliche Expertise. Dies dürfte den Nutzen unterstreichen, den die Aufstellung von AED im öffentlichen Raum hat.
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