Ärzteschaft

Frauenärzte: Ende der Rezeptpflicht für „Pille danach“ verschlechtert die Versorgung

  • Freitag, 9. Januar 2015
Uploaded: 24.01.2013 17:25:22 by mis
dpa

Berlin – Die Gynäkologen in Deutschland bedauern, dass Apotheken künftig die soge­nannte „Pille danach“ rezeptfrei abgeben können. „Eine medizinisch kompetente, sorg­fältige, und vertrauliche Beratung in der Apotheke zu den Fragen, ob die Einnahme der ‚Pille danach‘ überhaupt notwendig ist, welches Präparat möglicherweise geeignet oder ungeeignet ist, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind und vor allem, wie im weiteren Zyklus verhütet werden muss, damit es nicht nach der Verschiebung des Eisprungs später noch zu einer ungewünschten Schwangerschaft kommt, ist problematisch und in den meisten Fällen unmöglich“, heißt es in einer Stellungnahme von Berufsverband und gynäkologischen Fachgesellschaften.

Sie reagierten damit auf eine Entscheidung der EU-Kommission, das Notfallkon­trazep­tivum EllaOne (Ulipristal) in Europa künftig aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Das Bundesgesundheitsministerium hatte daraufhin gestern angekündigt, der Entscheidung der EU-Kommission zu folgen und die „Pille danach“ für den Verkauf in Apotheken freizugeben. „Wir werden der Entscheidung der Kommission folgen und das deutsche Recht für beide Präparate, die derzeit auf dem Markt sind, schnellstmöglich anpassen“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gestern in Berlin.

„Auch wenn eine Rezeptfreiheit von Ulipristal und Levonorgestrel aus pharmakolo­gischer Sicht möglich scheint, halten der Berufsverband der Frauenärzte (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) die Beratung beim Frauenarzt für die bewährte, nachhaltige und damit optimale Lösung“, betonen die drei Gesellschaften. Die Rezeptpflicht und die frauenärztliche Beratung hätten dazu beigetragen, dass Deutschland in Europa und weltweit mit seiner niedrigen Rate an Schwangerschaftsabbrüchen einen Spitzenplatz einnehme.

Sie erinnern außerdem daran, dass rezeptfreie Arzneimittel nicht erstattungsfähig sind. Die Pille danach wird bisher aber für Mädchen und Frauen bis zum 20. Lebensjahr von der Krankenkasse bezahlt. „Wenn junge Frauen künftig für die Pille danach in der Apotheke bezahlen müssten, würde das die Situation deutlich verschlechtern. Es wäre dann zu fürchten, dass Teenager trotz eines ungeschützten Geschlechtsverkehrs von dem Kauf Abstand nehmen und schwanger werden“, so Berufsverband und Fachge­sellschaften.

Sie kündigten aber an, sich Gesprächen trotz ihrer Bedenken nicht zu verweigern, sollte Gesundheitsminister Hermann Gröhe die Frauenärzte auffordern, gemeinsam mit den Apothekern eine Beratungslösung zu erarbeiten und damit eine verantwortungsvolle Rezeptfreiheit für die beiden Arzneimittel vorzubereiten. „Aber nicht die Politik, die Medien oder die Apotheker werden die Folgen steigender unerwünschter Schwanger­schaften tragen müssen, sondern die Mädchen und Frauen, und im Falle eines Schwangerschaftsabbruches auch die Frauenärzte“, kritisieren die Verbände.

hil

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