Ärzteschaft

Freie Ärzteschaft kritisiert Apotheken-Ambitionen

  • Donnerstag, 8. Juni 2017
/goodluz, stock.adobe.com
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Essen – Der Verband Freie Ärzteschaft () hat Forderungen der Apotheken kritisiert, tiefer in die Patientenberatung einsteigen und Sprechstunden zur Rauchentwöhnung, Ernährungs- und Impfberatung auf Krankenkassenkosten anbieten zu wollen. „Präven­tionsberatung, wie Ärzte und andere dafür qualifizierte Berufsgruppen sie durchführen, ist etwas anderes als die Beratung zu Medikamenten in den Apotheken“, sagte der FÄ-Vorsitzender Wieland Dietrich heute in Essen.

Er wies darauf hin, dass mit solchen Sprechstunden Interessenkonflikte entstehen könnten, da eines der Hauptgeschäfte von Apotheken der Verkauf von Pflegeprodukten, freiverkäuflichen Arzneimitteln und Lifestyle-Präparaten sei. „Die Beratungsleistung des Apothekers wird bereits durch den Gewinn am Verkauf dieser Produkte honoriert“, erläuterte der FÄ-Chef weiter. 

Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Friedemann Schmidt, hatte vor wenigen Tagen erklärt, er wolle mit Kranken­kassen Verträge abschließen dürfen, mit denen Präventionsleistungen der Apotheken zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezahlt würden. Das Gesundheits­bewusstsein der Deutschen könne verbessert werden, wenn die Apotheken mehr Aufklärungsarbeit leisten würden, sagte er. Solche Präventionsleistungen müssten jedoch von den Kranken­kassen bezahlt werden, so Schmidt vor Journalisten in Berlin.

Der FÄ-Vorsitzende Dietrich betonte hingegen, dass Gespräche beim Haus- und Facharzt im geschützten Raum stattfänden und nicht an einem Verkaufstresen. „Das geschützte Gespräch ist ein hohes Gut, in dem sich das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient festigt – dadurch und durch die Kenntnis des gesamten Patienten wird eine fachlich fundierte Beratung erst möglich“, stellte er klar.

Kritik kam auch von der Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB). „Präventionsberatungen sind Sache von Ärztinnen und Ärzten. Derartige Beratungen setzen ärztliches Fachwissen voraus“, sagte LÄKB-Präsident Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB). Präventionsgespräche gehörten zudem als ärztliches Beratungsgespräch in den geschützten Bereich des Arzt-Patienten-Verhältnisses und damit vor allem in den Raum einer Arztpraxis.

Der LÄKB-Chef betonte zugleich, die qualifizierten Leistungen von Apothekern sollten damit nicht infrage gestellt werden. Diese hätten jedoch einen anderen Gegenstand, sodass sie sich mit der ärztlichen Behandlung und Beratung gegenseitig sinnvoll ergänzen. „Der ABDA sollte seinen Vorschlag daher kritisch überdenken“, mahnte Schulz.

hil

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