Frühe Menopause erhöht Herz-Kreislauf-Risiko

Rotterdam – Ein frühes Einsetzen der Wechseljahre erhöht bei Frauen das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen (mit der Ausnahme von Schlaganfällen) und einen vorzeitigen Tod. Dies kam in einer Meta-Analyse in JAMA Cardiology (2016; doi: 10.1001/jamacardio.2016.2415) heraus.
Das Durchschnittsalter der Menopause liegt in den westlichen Ländern bei 51 Jahren. Bei etwa einem Zehntel der Frauen setzt die Menstruation bereits im Alter von 45 Jahren oder früher aus. Die wichtigste Folge ist ein Versiegen der Östrogenproduktion in den Ovarien. Dies allein führt bereits zu Veränderungen im Blutfluss, da Östrogene gefäßerweiternde Eigenschaften haben.
Hinzu kommt eine Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems, die nicht nur den Blutdruck, sondern auch Endothelfunktion, Entzündungsparameter und Immunfunktion verändern. Es wird deshalb seit längerem angenommen, dass sich eine frühzeitige Menopause negativ auf das Herz-Kreislauf-Risiko auswirkt. Besonders ausgeprägt ist das Risiko nach einer bilateralen Oophorektomie. Eine frühere Meta-Analyse hatte hier einen Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um den Faktor 4,55 ermittelt.
Taulant Muka von der Erasmus-Universität und Mitarbeiter haben die Zusammenhänge erneut in einer Meta-Analyse untersucht, die die Ergebnisse aus 32 Studien mit mehr als 300.000 Frauen zusammenfasst. Die Ergebnisse bestätigten die Hypothese: Frauen die vor dem 45. Lebensjahr in die Wechseljahre kommen haben ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko auf eine koronare Herzkrankheit (relatives Risiko 1,50; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,28-1,76), das Risiko auf einen tödlichen Herzinfarkt war um 11 Prozent erhöht (relatives Risiko 1,11; 1,03-1,20.
Auch ein Anstieg der kardiovaskulären Mortalität (relatives Risiko 1,19; 1,08-1,31) und sogar der Gesamtsterblichkeit (relatives Risiko 1,12; 1,03-1,21) war nachweisbar. Das Schlaganfallrisiko war dagegen nicht signifikant erhöht (relatives Risiko 1,23; 0,98-1,53). Für Todesfälle am Schlaganfall (relatives Risiko 0,99; 0,92-1,07) war nicht einmal ein tendenzieller Anstieg erkennbar.
Frauen, deren Menopause erst im Alter von 50 bis 54 Jahren einsetzt, scheinen dagegen einen gewissen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben. Die späte Menopause war mit einem leichten Rückgang tödlicher Herzinfarkte um 13 Prozent verbunden (relatives Risiko 0,87; 0,80-0,96). Ein Einfluss auf das Schlaganfallrisiko war erneut nicht erkennbar.
Für die Editorialistin Teresa Woodruff vom Women’s Health Research Institute an der Northwestern University in Chicago stellt sich angesichts dieser Ergebnisse die Frage, ob Frauen nach einer frühzeitigen Menopause vorübergehend eine Hormontherapie angeboten werden sollte. Nach einer bilateralen Oophorektomie ist dies bereits üblich ,um die klimakterischen Beschwerden abzuschwächen. Älteren Frauen wird aufgrund der Ergebnisse der Women’s Health Initiative heute nicht mehr zu einer Hormonersatztherapie geraten, da die Behandlung mit Östrogenen dort mit einem Anstieg von Brustkrebs und kardiovaskulären Ereignissen verbunden war.
Ob eine Hormonbehandlung von jüngeren Frauen mit frühzeitiger Menopause sicher und effektiv ist, wurde bisher nicht in einer randomisierten klinischen Studie untersucht. Ohne eine derartige Studie dürfte es aufgrund der Erfahrungen aus der Women’s Health Initiative keine Empfehlungen durch die Fachgesellschaften geben.
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