Ausland

Führende Gesundheits­politikerin Israels tritt zurück

  • Dienstag, 7. Juli 2020
/picture alliance, XinHua, Gil Cohen Magen
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Tel Aviv – Aus Protest gegen den Kurs der Regierung hat eine führende Gesundheits­poli­ti­kerin Israels mitten in der sich wieder zuspitzenden Coronakrise ihren Rücktritt erklärt.

Siegal Sadetzki, Direktorin für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium Israels, schrieb heute bei Facebook, seit einigen Wochen habe Israel im Kampf gegen das Coro­na­virus SARS-CoV-2 die Richtung verloren.

„Im Kampf gegen die erste Welle hatte Israel Erfolg, hat sich dann aber von anderen füh­renden Ländern entfernt, indem es schnelle Lockerungen durchsetzte“, hieß es. Daraufhin sei die Zahl der Infektionen rasch angestiegen.

„Vor diesem Hintergrund bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich unter den neuen Um­stän­den – weil meine professionelle Ansicht nicht akzeptiert wird – nicht mehr aktiv da­bei helfen kann, gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu kämpfen.“ Minister Juli Edel­stein dankte Sadetzki in einer Mitteilung für ihre Arbeit.

Sadetzki vertrat das Ministerium zu Beginn der Pandemie häufig in der Öffentlichkeit, auch bei Pressekonferenzen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Sie galt als Ver­fechterin eines harten Lockdownkurses, wurde aber auch für das Vorhersagen von Horror­szenarien kritisiert.

Israel hatte zu Beginn der Pandemie rasch reagiert, und der Verlauf war zunächst glimpf­lich. Nach Lockerungen im Mai kam es jedoch zu einem starken Ausbruch von Infektio­nen. Die Regierung wird inzwischen scharf für ihr Vorgehen kritisiert.

Die Infektionsexpertin Galia Barkai vom angesehenen Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv be­mängelte etwa zuletzt zu schnelle Lockerungen und die Krisenkommunikation der Re­gierung. Sie mahnte raschere epidemiologische Tests an.

dpa

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