G-BA leitet Disease-Management-Programm für Adipositas ein

Berlin – Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat heute erste Grundlagen für ein Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas geschaffen. Mit dem DMP sollen vorhandene Gesundheits- und Unterstützungsangebote für Patienten mit krankhaftem Übergewicht ausgebaut werden.
Oberstes Ziel des DMP ist dem G-BA zufolge, das Körpergewicht Betroffener zu reduzieren oder zu stabilisieren und deren Lebensqualität zu erhöhen. Dabei sollen ein differenzierter Behandlungsplan sowie Schulungsangebote und individualisierte Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung helfen.
In das DMP Adipositas sollen sich dem G-BA zufolge Patientinnen und Patienten einschreiben können, die einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 30 und 35 und mindestens eine Begleiterkrankung haben. Bei Betroffenen mit einem BMI von 35 oder höher ist die Begleiterkrankung keine Voraussetzung für die Teilnahme.
Im Programm sollen die Patienten über die Erkrankung und ihre Einflussfaktoren aufgeklärt und dabei unterstützt werden, das eigene Verhalten gesundheitsfördernd zu ändern.
Das Angebot werde jeweils an die persönliche Situation angepasst und Ziele sowie Behandlungsmaßnahmen vereinbart, informierte der G-BA. Dafür stünden den Ärzten leitliniengerechte Therapieempfehlungen zur Verfügung. Die Entwicklung der Therapie werde regelmäßig und engmaschig überprüft.
Damit die Ziele erreicht werden könnten, sei eine aktive Beteiligung der Patienten am Programm wichtig, so der G-BA. Dazu zählten beispielsweise die therapeutisch unterstützte Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und eine höhere körperliche Aktivität.
Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses DMP, betonte, dass für Adipositaspatienten vor allem die Langzeitbetreuung wichtig sei. Viele versuchten selbstständig, ihr Gewicht zu reduzieren, scheiterten und seien dann schnell entmutigt.
„Mit dem neuen DMP kann eine Lücke geschlossen werden, wenn das Angebot schnell in der Versorgung ankommt und angenommen wird.“ Maag wies darauf hin, dass in einem weiteren Schritt auch über ein DMP Adipositas für Kinder und Jugendliche beraten werden soll.
Das Bundesministerium für Gesundheit muss nun zunächst prüfen, ob der Beschluss des G-BA rechtskonform ist und in Kraft treten kann. Anschließend können die Krankenkassen mit Praxen und Krankenhäusern DMP-Verträge schließen und den gesetzlich Versicherten das DMP anbieten.
Die Patientenvertreter im G-BA zeigten sich heute enttäuscht. Sie monierten, es seien wichtige Bausteine wie die Ernährungstherapie sowie reduzierte Anforderungen an die Patientenschulung nicht in das DMP aufgenommen worden. Grund sei etwa, dass die individuelle Ernährungstherapie keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung sei.
Große Hoffnung hatte die Patientenvertretung auch in die Patientenschulungen gesetzt. Es hätte jedoch kein Schulungsprogramm identifiziert werden können, das alle Voraussetzungen für ein flächendeckendes Angebot erfülle, hieß es. Die Patientenorganisationen rufen die Selbstverwaltung und den Gesetzgeber auf, nachzubessern. Zu beiden Themen hatte es eine längere kontroverse Debatte in der Plenumssitzung des Gremiums gegeben.
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