G-BA-Report 2013: Qualitätsniveau in Kliniken erneut sehr hoch

Berlin – Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat gestern die Veröffentlichung des Qualitätsreports 2013 beschlossen. Der seit zwölf Jahren erscheinende Report soll einen umfassenden Überblick über die bundesweite Behandlungs- und Ergebnisqualität zu ausgewählten medizinischen und pflegerischen Leistungen in Krankenhäusern geben.
Insgesamt wurden vom zuständigen AQUA-Institut in sämtlichen 1.557 Akutkrankenhäusern mehr als 3,2 Millionen Datensätze zu 434 Qualitätsindikatoren aus 30 sogenannten Leistungsbereichen erhoben (zum Beispiel gynäkologische Operationen). 40 Qualitätsindikatoren zeigten Verbesserungen auf, 17 Verschlechterungen. Bei den weitaus meisten Indikatoren konnten im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderungen, sondern ein flächendeckend stabiles Qualitätsniveau festgestellt werden.
Verbesserungsbedarf in Geburtshilfe und Mammachirurgie
„Die externe stationäre Qualitätssicherung ist das ,Flaggschiff‘ unter den G-BA-Maßnahmen zur Qualitätssicherung“, betonte Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses Qualitätssicherung. Es sei „weltweit einzigartig“, dass sich so viele Krankenhäuser an einem derartigen Qualitätssicherungsverfahren beteiligten. Trotz des in vielen Bereichen stabilen Qualitätsniveaus gibt es nach ihren Worten gleichwohl immer wieder Hinweise auf Verbesserungspotenzial. „So zeigt sich zum Beispiel im Leistungsbereich Geburtshilfe ein besonderen Handlungsbedarf, was die Anwesenheit eine Pädiaters bei Frühgeburten betrifft“, erläuterte Regina Klakow-Franck.
Im Bereich der Mammachirurgie gebe es Anhaltspunkte, dass im Frühstadium von Brustkrebserkrankungen zu häufig radikal Lymphknoten entfernt würden. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, verwies auf Verbesserungspotenzial bei Oberschenkelhalsbrüchen: Immer noch gebe es Kliniken, in denen die Wartezeit auf eine Operation mehr als 48 Stunden betrage, obwohl sich dann die Ergebnisse verschlechterten.
„Erneut belegt der Report, dass in keinem anderen Bereich des Gesundheitswesens Qualität so umfassend kontrolliert und bewertet wird wie bei den Kliniken", lobte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). „Durch gezielte Qualitätssicherungsmaßnahmen konnte das hohe Qualitätsniveau aus dem Vorjahr in 96 Prozent der Fälle gehalten beziehungsweise weiter verbessert werden. Dabei stieg auch die Vollzähligkeit der dokumentierten Daten weiter an auf inzwischen mehr als 99 Prozent."
Knie-Endoprothetik: Eingriffszahlen stagnieren
Baum hob Verbesserungen bei der Indikationsstellung für Erstimplantationen von künstlichen Hüft- und Kniegelenken hervor. Der Bericht mache auch deutlich, dass bei der Knie-Endoprothetik eine Abnahme um mehr als 6.000 Fälle gegenüber dem Vorjahr stattgefunden habe. Bei der Hüft-Endoprothetik sei die Anzahl der Ersteingriffe in etwa gleich geblieben. 40 Prozent der Hüftendoprothesen entfielen mittlerweile auf Oberschenkelhalsfrakturen, auf die die Krankenhäuser keinen Einfluss hätten. Hier habe der Anteil der über 80-jährigen Patienten deutlich zugenommen. „Behauptungen, die Krankenhäuser würden bei diesen Eingriffen die Menge ungerechtfertigt ausweiten, sind mit diesen Fakten erneut widerlegt“, befand Baum.
Auch sei die Rate von Wundinfektionen in den letzten Jahren trotz der Zunahme antibiotikaresistenter Keime nicht angestiegen und liege im internationalen Vergleich. Der vorliegende Report enthält Ergebnisse zur Dekubitusprophylaxe sowie ein Kapitel zu Infektionen im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder ambulanten Behandlung (nosokomiale Infektionen).
Patientenvertreter: analysiert wird nur kleiner Teil
Einer der Patientenvertreter im G-BA, Wolf-Dietrich Trenner, relativierte das Lob. „Wir schauen uns nur in einem sehr kleinen Teil die Qualität an“, sagte er. Auch gebe es bei einzelnen Datenerfassungen sehr hohe Fehlerquoten, denen allerdings nachgegangen werde, wie Trenner einräumte. Mit auffälligen Krankenhäusern werden, egal in welchem Leistungsbereich, als ein fester Bestandteil des Verfahrens im Rahmen des sogenannten strukturierten Dialogs beispielsweise konkrete Zielvereinbarungen zur Behebung qualitativer Mängel geschlossen.
„Bei der methodischen Weiterentwicklung der stationären Qualitätssicherung liegt der Schwerpunkt zum einen auf der Risikoadjustierung der Indikatoren, um valide und faire Qualitätsvergleiche zu ermöglichen, zum anderen werden mit dem Ziel der Entbürokratisierung vorhandene Routinedaten verwendet“, so Klakow-Franck.
Der Report wird vom AQUA-Institut jährlich im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses erstellt. Es handelt sich dabei um eine zusammengefasste und kommentierte Darstellung aus den sogenannten Bundesauswertungen, in denen alle erhobenen Daten detailliert enthalten sind. Sowohl im Qualitätsreport als auch in den Bundesauswertungen werden keine Krankenhäuser namentlich aufgeführt, sondern die Ergebnisse aller Häuser abgebildet.
Die bundesweiten Auswertungen für alle Leistungsbereiche sind bereits auf der Homepage des AQUA-Instituts zu finden (www.sqg.de/ergebnisse/leistungsbereiche/index.html). Sie enthalten allerdings noch keine Kommentierungen oder Bewertungen. Eine kommentierte Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse wird demnächst im Qualitätsreport 2013 des G-BA veröffentlicht.
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