Gamescom: Experten warnen vor übermäßigem Medienkonsum

Köln/Berlin – Experten haben im Vorfeld der Computerspielmesse Gamescom auf Risiken exzessiver Mediennutzung und Videospielsucht hingewiesen. Der Umgang mit Computerspielen, Tablets und Smartphones müsse gelernt werden, erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, heute in Berlin.
Das Medienverhalten von etwa 100.000 Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland sei problematisch. „Die Kids ziehen sich mehr und mehr aus dem Alltag zurück, haben Konzentrationsprobleme oder zeigen depressive Verstimmungen“, sagte sie.
Risikobewusster Umgang notwendig
Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Heidrun Thaiss, betonte, Jugendliche müssten frühzeitig zu einem risikobewussten Umgang mit digitalen Spielen motiviert werden. Zusätzlich zu Präventionsworkshops hätten Eltern eine wichtige Vorbildfunktion. Sie sollten Kindern eine „gesunde Balance zwischen ,online‘ und ,offline‘ vorleben.“
„Wir sehen in unserer Sprechstunde immer mehr Betroffene mit Internetsüchten und Computerspielabhängigkeit, für die wir neue therapeutische Angebote entwickeln“, erklärte der Leiter der Medienambulanz der Bochumer LWL-Universitätsklinik, Jan Dieris-Hirche. Dabei helfe es sehr, dass die ‚Online Gaming Disorder‘ im Juni 2018 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell als Verhaltensstörung anerkannt worden sei und dadurch auch die gesellschaftliche Wahrnehmung für diese Erkrankung steige.
Für Menschen, die bereits ein exzessives Nutzungsverhalten entwickelt haben, hält die LWL-Universitätsklinik eine Mediensprechstunde zur Diagnostik einer internetbezogenen Störung sowie zwei spezifische ambulante Gruppenpsychotherapien für computerspiel- sowie pornografiesüchtige Menschen vor. Seit 2016 können Betroffene den vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige (OASIS) zur Beratung nutzen.
Die „Gamescom“ findet vom 21. bis zum 25. August 2018 in Köln statt. Auf der Messe sind die BZgA und die LWL-Universitätsklinik vor Ort vertreten.
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