Gassen rechnet mit Scheitern des harten Lockdowns

Berlin – Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, rechnet mit einem Scheitern des seit gestern geltenden Lockdowns. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir bis zum 10. Januar eine relevante Absenkung der Infektionsraten und schon gar nicht der Todesfälle erreichen werden“, sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Daran werde auch eine Verlängerung des Lockdowns nichts ändern. „Ein Lockdown, egal wie hart, ist keine geeignete langfristige Strategie in der Pandemiebekämpfung“, erkläte er. Stattdessen sollte mehr für den Schutz der Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen getan werden. Außerdem müssten Menschenströme entzerrt werden, beispielsweise durch den Einsatz von mehr Bussen und Bahnen, sowie subventionierten Taxifahrten für Risikogruppen, forderte Gassen.
Gassen plädierte auch dafür, bei einer künftigen Lockerung der Coronamaßnahmen auf Impfverweigerer keine Rücksicht zu nehmen. „Wer sich bei breiter Verfügbarkeit eines Impfstoffes nicht impfen lassen will, muss dann auch mit dem Risiko leben, an COVID-19 zu erkranken oder gar daran zu sterben“, sagte der KBV-Chef.
Es könne nicht sein, „dass der Rest der Gesellschaft dauerhaft auf Impfverweigerer Rücksicht nehmen muss“, betonte der KBV-Vorsitzende. Deshalb sollten nach seiner Ansicht die Coronaschutzmaßnahmen aufgehoben werden, nachdem alle impfbereiten Menschen eine Impfung erhalten haben: „Wenn jeder, der es möchte, eine Impfung bekommt, können wir auch die Beschränkungen aufheben.“
Die Coronaimpfungen sollen in Deutschland voraussichtlich direkt nach Weihnachten am 27. Dezember starten. Insbesondere solle mit den Impfungen in Pflegeheimen begonnen werden.
Die europäische Arzneimittelagentur EMA will ihre Entscheidung über die Zulassung des Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer am kommenden Montag treffen. Es wird mit einem positiven Entscheid gerechnet.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: