Gastroenterologen befürchten schlechtere Versorgung durch die Krankenhausreform

Berlin – Scharfe Kritik am augenblicklichen Entwurf für eine Krankenhausreform übt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel (DGVS). „Die dort zugrunde gelegten Kriterien für die Vergabe von Leistungsgruppen sind nicht ausreichend, um in der Gastroenterologie eine qualitätsgesicherte Versorgung abzubilden“, sagte der Präsident der Fachgesellschaft, Heiner Wedemeyer.
Ein wesentliches Ziel der Krankenhausreform ist, die Behandlungsqualität der Patienten zu verbessern, indem Kliniken die für eine Leistung notwendigen Mindeststrukturen vorweisen müssen. Nur dann erhält die Klinik eine entsprechende sogenannte Leistungsgruppe und darf die Leistung abrechnen.
Derzeit geht die Regierungskommission laut DGVS von 270 Standorten für „Komplexe Gastroenterologie“ aus, die nach der Reform noch einmal um 20 Prozent reduziert werden könnten. Nach Schätzungen der Fachgesellschaft sind es jedoch derzeit mindestens 400 Kliniken, die Strukturen für die Leistungsgruppe „Komplexe Gastroenterologie“ mitbringen.
Im Widerspruch dazu stehe, dass 559 Standorte die Leistungsgruppe „Pankreaschirurgie“, 335 „Ösophaguschirurgie“, 550 „Lebereingriffe“ und sogar 973 die Leistungsgruppe „Tiefe Rektumeingriffe“ erhalten sollen. „Das würde bedeuten, dass viele Standorte viszeralmedizinische Eingriffe ohne eine spezialisierte Gastroenterologie durchführen. Dies ist eine Fehleinschätzung und gefährdet die Patientensicherheit dramatisch“, kritisierte Jörg Albert, DGVS Vorstand für Gesundheitsökonomie.
Eine – wie von der Regierungskommission vorgeschlagen – angemessen ausgestattete Fachabteilung für Allgemeine Innere Medizin sei dafür in keinem Fall ausreichend, so die Einschätzung der Fachgesellschaft.
Erhielten künftig nur die jetzt von der Regierungskommission geplanten 270 Standorte die Leistungsgruppe „Komplexe Gastroenterologie“, würden mehr als 130 Kliniken ihre heute hervorragenden Strukturen für eine hochwertige gastroenterologische Versorgung nicht mehr vorhalten können, warnt die DGVS.
„Das wird nicht nur die Versorgungsqualität verschlechtern, sondern auch zu Versorgungsdefiziten führen“, betonte Ludger Leifeld aus der DGVS Kommission Qualität.
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