Leitlinie zur heimenteralen und heimparenteralen Ernährung aktualisiert

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) hat zusammen mit anderen Gesellschaften und Verbänden die S3-Leitlinie „Heimenterale und heimparenterale Ernährung“ aktualisiert.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen der medizinischen Ernährung im häuslichen Umfeld unterschieden: Der heimenteralen (HEE) und der heimparenteralen Ernährung (HPE). „Während bei der HEE nur der obere Verdauungstrakt ganz oder teilweise umgangen wird, werden die Nährstoffe bei der HPE direkt ins Blut geleitet“, sagte Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim in Stuttgart, der die Leitlinie für die DGEM koordiniert hat.
Eine HEE kommt am häufigsten bei Patienten zum Einsatz, die unter neurologischen Erkrankungen mit Schluckstörungen leiden, aber auch bei Betroffenen mit Kopf- und Halskrebs, Magen-Darm-Krebs und anderen Magen-Darm-Erkrankungen, Zerebralparese oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen. Die Nahrungslösung wird dabei in den Magen oder in den Dünndarm eingeleitet und kann zumindest die dahinter liegenden Abschnitte des Verdauungssystems noch durchlaufen.
Bei der HPE dagegen wird ein intravenöser Zugang gelegt, somit umgehen die Nährstoffe den gesamten Verdauungstrakt. „Die Hauptindikationen für die HPE sind das Kurzdarmsyndrom und das chronische Darmversagen, zum Beispiel aufgrund einer Krebserkrankung oder aufgrund einer gutartigen Darmerkrankung“, erklärte Bischoff.
Eine HEE oder HPE ist laut der Leitlinie immer dann indiziert, wenn Patienten ihren Nährstoffbedarf nicht auf normalem Wege decken können. Das muss nicht nur Personen betreffen, die bereits mangelernährt sind. Auch bei Personen, deren bislang guter Ernährungszustand ohne medizinische Ernährung gefährdet wäre, kann eine medizinische Ernährung angeraten sein.
Entscheidend ist dabei das Ernährungsrisiko: Eine Verschlechterung des Ernährungszustands droht immer dann, wenn Patienten eine Woche lang nicht essen können oder wenn die tägliche Energieaufnahme ein bis zwei Wochen lang unter 60 Prozent des geschätzten Bedarfs liegt. Dann kann laut der Autorengruppe eine zusätzliche oder ausschließliche medizinische Ernährung die Genesungs- oder Überlebenschancen deutlich verbessern.
„Die Voraussetzungen dafür, eine medizinische Ernährung zu beginnen oder weiterzuführen, sind dabei zu Hause die gleichen wie in der Klinik“, erläuterte Bischoff. So sollten HEE und HPE nur nach umfassender Aufklärung und mit dem Einverständnis der Betroffenen oder der Angehörigen erfolgen.
Außerdem sollten sie nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn Lebensqualität und Ernährungszustand anders nicht zu erhalten sind, und wenn überhaupt eine Verbesserung oder eine Erhaltung des Ausgangszustands zu erwarten sind.
Die Leitlinie ist in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE), der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Metabolismus Schweiz (GESKES) und der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) entstanden.
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