Genderprobleme bei Hornhauttransplantation

Liverpool – Hornhauttransplantationen gelingen häufiger, wenn Spender und Empfänger das gleiche Geschlecht haben. Eine Studie im American Journal of Transplantation (2016; doi: 10.1111/ajt.13926) zeigt, dass es vor allem bei der Fuchs'schen Endotheldystrophie zu Problemen kommen kann, wenn der Spender ein Mann und die Empfängerin eine Frau ist.
Hornhauttransplantationen sind in der Regel erfolgreich. Abstoßungsreaktionen sind in dem nicht durchbluteten Gewebe selten. Von den mehr als 18.000 Hornhäuten, die in Großbritannien transplantiert wurden, erfüllten nach fünf Jahren noch über 80 Prozent ihren Zweck, die Lichtstrahlen fokussiert an die Linse weiterzuleiten.
Der genaue Blick, den Stephen Kaye von der Universität Liverpool auf die Daten geworfen hat, zeigt jedoch, dass ein kleiner Gender-Effekt besteht: Von 1.000 Transplantationen, bei denen das Geschlecht von Spender und Empfänger gleich waren, waren nach fünf Jahren nur 180 fehlgeschlagen. Wenn weibliche Patienten die Hornhaut eines männlichen Patienten erhalten hatten, betrug die Versagerrate jedoch 220 auf 1.000 Transplantationen. Umgekehrt, bei der Transplantation einer „weiblichen“ Cornea auf einen männlichen Patienten, gab es dagegen keine Probleme.
Am größten waren die Gender-Unterschiede bei Patienten mit Fuchs'scher Endotheldystrophie, einer angeborenen Erkrankung, die zum allmählichen Untergang des Endothels auf der Innenseite der Hornhaut führt. Diese Zellen regulieren den Wasserhaushalt der Cornea. Bei einer Schädigung kommt es zu einem Ödem und zu einer Trübung der Hornhaut. Nach der Analyse von Kaye war die Versagerrate um 40 % höher, wenn eine Frau die Hornhaut eines männlichen Spenders erhalten hatte.
Kaye führt die Unterschiede auf eine sogenannte H-Y-Antigen-Inkompatibilität zurück, die mit dem Y-Chromosom assoziiert ist. Da Frauen kein Y-Chromosom haben, fehlt ihnen das H-Y-Antigen, so dass eine Immunabwehr nicht erfolgen kann.
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