Medizin

Genetische Studien werden deutlich häufiger zurückgezogen als andere Forschungen

  • Montag, 2. September 2019
/Andrea Danti, stock.adobe.com
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Madrid – Wissenschaftliche Publikationen aus dem Bereich der Genetik werden häufiger zurückgezogen als andere Studien aus den sogenannten Life-Science-Disziplinen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Rafael Dal-Ré aus der Universitätsmedizin Madrid im Journal of MedicalGenetics (doi 10.1136/jmedgenet-2019-106137).

Die Genetik umfasst ein breites Spektrum an Disziplinen, das sowohl medizinische als auch nicht-medizinische Fachgebiete wie Anthropologie, Biologie und Botanik umfasst.

Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wie viele der zwischen 1970 und 2018 veröffentlichten genetischen Studien zurückgezogen worden sind und aus welchen Gründen. Sie griffen dafür auf die Retraction Watch zurück, einer Open-Access-Datenbank, die Korrekturen und Rückzüge in wissenschaftlichen und biomedizinischen Zeitschriften verfolgt. Aus der Datenbank extrahierten sie die zurückgezogenen Fachpublikationen aus dem Bereich der Genetik der Jahre 1970 bis 2018.

Zwischen 1996 und 2017 wurden rund 975.000 genetische Artikel veröffentlicht, von denen 1.476 in der Retraction Watch-Datenbank gelistet wurden, was einer sogenannten Retraktionsrate von rund 0,15% entspricht, berechnen die Autoren.

„Das ist fast viermal so hoch wie die aktuelle Rate in der Retraction Watch-Datenbank für alle Disziplinen (0,04%) und fast achtmal so hoch wie bei PubMed-Artikeln (0,02%)“, schreiben sie. „Deshalb sollten wir davon ausgehen, dass die Genetik eine Disziplin mit einer hohen Retraktionsrate ist“, schließen sie.

1.443 Fachpublikationen aus 7 Ländern (China, Deutschland, Indien, Japan, Südkorea, Großbritannien und den USA) haben die Forscher für eine genauere Untersuchung ausgewählt. Mehr als 4 von 10 zurückgezogenen Artikeln (44%) waren medizinisch, der Rest war nicht medizinisch (56%).

Jeder dritte (33%) aller zurückgezogenen Artikel war von Fehlverhalten in der Forschung betroffen, also zum Beispiel gefälschten Daten oder Plagiaten. Fast jeder vierte betraf duplizierte Inhalte.

Die meisten zurückgezogenen Artikel aus den 7 untersuchten Ländern wurden von Forschern aus den USA (526; hauptsächlich nicht medizinische Genforschung) und China (509; hauptsächlich medizinische Genforschung) verfasst.

Die geringste Zahl von Widerrufen wurde bei Artikeln verzeichnet, die von Forschern aus Südkorea (64) und dem Vereinigten Königreich (69) verfasst wurden.

Die Analyse der zeitlichen Trends zeigte, dass Datenfälschungen in den Jahren 2011 bis 2018 ein deutlich seltenerer Grund für die Rücknahme war als in den Jahren 1970 bis 2000.

Andererseits waren Plagiate und Mehrfachpublikation in den Jahren 2001 bis 2018 deutlich häufiger als in den Jahren 1970 bis 2000 Gründe für einen Widerruf.

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