Genmutation erklärt kardiale Komplikationen bei Grippe

Columbus – Mutationen im Gen IFITM3, die bereits für schwere Verlaufsformen einer Grippe-Pneumonie verantwortlich gemacht wurden, erklären einer Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2019; doi: 10.1073/pnas.1900784116) zufolge auch die kardialen Komplikationen der Influenza.
Das Gen IFITM3 (für „Interferon-induced transmembrane protein 3“) enthält den Bauplan für das gleichnamige Protein. Das Immunsystem benötigt es, um die Replikation von Viren zu stoppen. Mutationen in IFITM3, die bei etwa 20 % der Chinesen und 4 % der Menschen europäischer Abstammung vorliegen, haben eine verstärkte Replikation des Virus zur Folge. Frühere Untersuchungen an Knock-out-Mäusen hatten bereits gezeigt, dass der Ausfall des IFITM3-Proteins zu einer fulminanten Pneumonie führt. Während der Schweinegrippe H1N1 2009/10 mussten Menschen mit IFITM3-Mutationen häufiger als andere hospitalisiert werden (Nature 2012; 484: 519-523).
Zu den Komplikationen einer Grippe gehören auch Störungen der Herzfunktion. Ein Team um Jacob Yount von der Universität von Ohio in Columbus hat deshalb an Mäusen untersucht, welche Auswirkungen der Ausfall des IFITM3-Proteins auf das Myokard hat.
Die Entfernung des IFITM3-Gens aus dem Genom der Mäuse führte dazu, dass die Grippe-Viren auch den Herzmuskel infizierten. Es kam zu einer Fibrose, also einer Vermehrung des Bindegewebes zwischen den Zellen. Dies störte das Erregungsleitungssystem. Die Mäuse entwickelten eine Bradykardie und ventrikuläre Herzrhythmusstörungen.
Für den Menschen bedeutet dies, dass Träger der IFITM3-Mutationen vermutlich ein erhöhtes Risiko haben, an einem plötzlichen Herztod zu sterben. Bisher gibt es keine Behandlung, die die kardialen Komplikationen einer Grippe abschwächen könnte.
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