Studie: Grippeimpfung senkt Sterblichkeit von Hypertonikern

Kopenhagen – Eine Grippeimpfung kann bei Patienten mit einer arteriellen Hypertonie das Sterberisiko während der Grippesaison senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine bevölkerungsbasierte Kohortenstudie, die auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology in Paris vorgestellt wurde.
Eine schwere Grippe belastet Herz und Kreislauf. Bei kardiovaskulären Vorerkrankungen kann es schnell zu einer lebensgefährlichen Krise kommen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät deshalb auch jüngeren Erwachsenen mit Herz- oder Kreislaufkrankheiten zur jährlichen Grippeimpfung, die sonst erst ab dem 60. Lebensjahr empfohlen wird. Menschen mit einer arteriellen Hypertonie ohne Endorganschäden gelten nicht als gefährdet.
Dieser Ansicht widerspricht jetzt eine Analyse von 608.452 erwachsenen Dänen, die Daniel Modin von der Universität Kopenhagen anhand der Verordnung von Betablockern, Diuretika, Kalziumantagonisten oder Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems als Hypertoniker identifiziert hat. Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen wurden von der Analyse ausgeschlossen.
Modin verglich während der Grippesaison (1. Dezember bis 1. April) die Sterblichkeit von Hypertonikern, die an der Grippeimpfung teilgenommen hatten, mit der Sterblichkeit von Hypertonikern, die nicht geimpft wurden.
Ergebnis: Während median 5 Grippesaisons starben 21.571 Patienten (3,5 %), davon 12.270 Patienten an kardiovaskulären Ursachen (2,0 %) und 3.846 Patienten an Herzinfarkt oder Schlaganfall (0,6 %).
Für die geimpften Hypertoniker ermittelt Modin ein um 18 % vermindertes Sterberisiko. Die Hazard Ratio von 0,82 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,79 bis 0,85 signifikant. Das kardiovaskuläre Sterberisiko war um 16 % vermindert (Hazard Ratio 0,84; 0,80 bis 0,89). Die Sterblichkeit an Herzinfarkt oder Schlaganfall könnte durch die Impfung um 10 % gesenkt worden sein (Hazard Ratio 0,90; 0,82 bis 0,98).
Modin hat bei der Analyse einige Begleitfaktoren berücksichtigen können, die die Impfbereitschaft beeinflussen. Es lässt sich in epidemiologischen Studien jedoch niemals ausschließen, dass andere Faktoren für die erhöhte Sterblichkeit von nicht geimpften Personen verantwortlich sind. So könnten Menschen mit einem besseren Gesundheitszustand eher zum jährlichen Impftermin beim Arzt erscheinen als gebrechliche Patienten.
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