Ärzteschaft

Geriater aktualisieren Leitlinie zur Harninkontinenz

  • Mittwoch, 6. Juli 2016

Berlin – Schätzungen zufolge sind rund 40 Prozent der über 70-Jährigen in Deutschland inkontinent. Entsprechend hoch ist der Betreuungs- und Behandlungsbedarf – auch wenn Inkontinenz noch immer ein Tabuthema ist. Die Arbeitsgruppe Inkontinenz der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hat daher jetzt eine aktualisierte Leitlinie zur Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten veröffentlicht. Als Autoren beteiligt waren Geriater und Urologen in Klinik und Praxis.

„Viele Studien-Autoren definieren ‚ältere Patienten‘ allein durch das Alter 65plus. Das greift aber zu kurz“, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe, Andreas Wiedemann. Ein geriatrischer Patient sei vielmehr gekennzeichnet durch Vulnerabilität und Multi-Morbi­dität. Außerdem sei er üblicherweise deutlich älter, nämlich über 80 Jahre.

Aufgabe der Leitlinien-Autoren war es daher unter anderem, zu prüfen, welche Studien-Ergebnisse für geriatrische Patienten überhaupt relevant sind. „So sind beispielsweise operative High-End- Methoden wie die sakrale Neuromodulation für geriatrische Patienten nicht geeignet“, erläutern die Autoren.

Andere niederschwellige Angebote seien dagegen besonders wichtig, zum Beispiel das Toilettentraining. Auch gebrechliche ältere Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränken sprächen auf ein entsprechendes Verhaltenstraining gut an.

Ein weiterer Schwerpunkt der Leitlinie sind Medikamenten-Nebenwirkungen. So können beispiels­weise bestimmte Antidepressiva die Blase blockieren. Aber auch klassische Medikamen­te gegen Inkontinenz sind bei geriatrischen Patienten oft problematisch. Zum Beispiel verändern manche Anticholinergika die Kognition und können das Sturzrisiko erhöhen.

Eine Besonderheit der Leitlinie ist, dass sie die Kosten der unterschiedlichen Behand­lungsmaßnahmen benennt.

hil

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