Medizin

Gerinnungsfaktor XII könnte in Entstehung von Alzheimer involviert sein

  • Mittwoch, 29. März 2017

New York – Eine übermäßige Aktivität des Gerinnungsfaktors XII könnte bei einer Alzhei­merkrankung die Entstehung der kognitiven Defizite beschleunigen. Forscher der Rocke­­­feller University stellten dies bei Versuchen mit genetisch veränderten Mäusen fest. Die Arbeitsgruppe um Sidney Strickland berichtet in Blood (2017; doi: 10.1182/blood-2016-11-753202).

Alzheimer entsteht nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung nicht nur durch eine Fehlfunktion der neuralen, glialen und immunologischen Zellen, sondern wird offensicht­lich auch durch das vaskuläre System beeinflusst. Diabetes, Bluthochdruck, Bewegungs­mangel und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren scheinen das Risiko für die neuro­de­generative Erkrankung zu steigern. Vorarbeiten der Forscher zeigten, dass Beta-Amylo­id die Aktivität des Gerinnungsfaktors XII (Hageman-Faktor) steigert. Der Hageman-Faktor ini­tiiert bei seiner Aktivierung den intrinsischen Weg der Blutgerinnung. Studien hätten laut der Arbeitsgruppe gezeigt, dass eine Überaktivität des Gerinnungsfaktors die Er­kran­kung begünstigen kann.

Um die Rolle des Gerinnungsfaktors besser zu verstehen, untersuchten die Forscher ge­netisch veränderte Mäuse, die an Alzheimer litten. Bei einem Teil der Mäuse schalte­ten die Forscher den Gerinnungsfaktor XII aus. Anschließend führten sie kognitive Tests mit Tieren durch, die unter anderem das Erinnerungs- und Orientierungsvermögen abprüf­ten. Diese Fähigkeiten sind bei Patienten gestört.

Es zeigte sich, dass Alzheimer-Mäuse ohne den Hageman-Faktor schneller den Weg aus einem Labyrinth erlernen konnten als die Alzheimer-Mäuse mit intaktem Gerin­nungs­­sys­tem. Im Vergleich mit kognitiv gesunden Mäusen schnitten jedoch beide Ver­suchs­grupp­en signifikant schlechter ab. Durch die Depletion von Faktor XII zeigte sich außerdem eine Abnahme der zentralen Entzündungsreaktion.

Dass die Entdeckung direkt zu der Entwicklung einer medikamentösen Behandlungs­stra­te­gie führt, hält die Arbeitsgruppe für unwahrscheinlich. „Wir müssen besser ver­stehen, was durch die Depletion passiert, sodass wir Patienten mit vaskulären Proble­men iden­tifizieren und eine gezielte Therapie entwickeln können“, kommentiert Erstautor Zu-Lin Chen die Studienergebnisse.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung