Medizin

Gesamtbelastung auch bei Pädiatern in Pandemiezeiten erhöht

  • Montag, 25. April 2022
/CasanoWa Stutio, stock.adobe.com
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Witten – Fast die Hälfte der Mitarbeiter in der Sozialpädiatrie fühlt sich durch die COVID-19-Pandemie belastet und emotional erschöpft.

Auch bei Beschäftigten im Gesundheitswesen, die nicht direkt in der Akutversorgung von Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen beteiligt sind, wurden starke Belastungen auf das psychische Wohlbefinden und Gesamtbelastung festgestellt.

Deutsche Wissenschaftler verdeutlichten dies am Beispiel von Pädiatern, die in dieser Zeit ebenfalls erheblichen Mehrbelastungen ausgesetzt waren, die sich nicht wesentlich von den Medizinern in der Akutversorgung unterschied.

Diese Querschnittsstudie war Teil einer fachübergreifenden, multizentrischen VOICE-Studie mit Web-basierten Befragungen zur Gesamtbelastung und zum psychischen Gesundheitszustand zwischen Juni und Juli 2020.

Für diese Analyse wurden die Ergebnisse von 1.291 Mitarbeitern der sozialpädiatrischen Versorgung wie beispielsweise Kinderärzte, Psychologen, Logopäden und Ergotherapeuten zur Gesamtbelastung, zum psychischen Gesundheitszustand (Depression, generalisierte Angststörung und emotionale Erschöpfung) sowie zu Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit herangezogen (Archives of Public Health, 2022; DOI: 10.1186/s13690-022-00876-5).

Die Sozialpädiatrie versorgt Kinder und Jugendliche mit Entwick­lungs­störungen und Behinderungen im Kontext ihres sozialen und familiären Umfelds. 44,5 % der befragten Teilnehmer spürten während der COVID-19-Pandemie eine hohe oder sehr hohe Gesamtbelastung. In Zeiten vor der Pandemie lag dieser Wert in der Pädiatrie bei 13,4 %. Für einen großen Teil der Teilnehmer war dieser Umstand auf „veränderte Arbeitsaufgaben“ (43,9 %) und „Belastung durch eine Zunahme der Arbeitsmenge“ (34,5% ) zurückzuführen.

Unter den Befragten erlebten 14,6 % klinisch signifikante depressive Symptome, 17,0 % generalisierte Angststörungen und 44,6 % emotionale Erschöpfung. Zu den möglichen Problemen während der COVID-19-Pandemie gaben 20,6 % der Teilnehmer an, Angst zu haben, sich selbst oder Familienmitglieder mit COVID-19 zu infizieren (41,9 %).

Weitere statistische Analysen identifizierten bestimmte Risikokon­stel­lationen als wichtige Variablen für den psychischen Gesundheits­zustand. Wenn Belastungen durch eine Zunahme der Arbeitspen­sums, Ängste auf der Arbeit und Angst, sich mit COVID-19 zu infizieren, stiegen, beeinflusste dies die psychologischen Ressourcen am stärksten negativ. Wohingegen ausreichende Entspannungs­möglichkeiten in der Freizeit der beste Schutzfaktor vor Erschöpfung war. Von allen Befragten konnten sich 40,2 % in ihrer Freizeit ausreichend erholen.

Weitere Schutzfaktoren waren eine optimistische Haltung, wahrge­nommene emotionale und soziale Unterstützung, ein höheres Gefühl der Kohärenz sowie eine höhere Lebensqualität. Diese Faktoren waren mit einer geringeren Zunahme depressiver Symptome, generalisierter Angststörungssymptome und emotionaler Erschöpfung in der COVID-19-Pandemie assoziiert.

Bei Fragen zu den allgemeinen Arbeitsbedingungen gaben 73,4 % „Zuverlässigkeit gegenüber Teamkollegen, wenn es bei der Arbeit schwierig wird“, 67,9 % „ausreichende Menge an Schutzkleidung einschließlich Gesichtsmasken“ und 52,7 % der Befragten „genügend Personal für die aktuelle Arbeitsbelastung“ an.

cw

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