Vermischtes

Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland nimmt zu

  • Mittwoch, 6. November 2024
/photobyphotoboy, stock.adobe.com
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Berlin – Die gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft. Dies geht aus den Zahlen des neuen Sozialberichts 2024 hervor, der heute bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Demzufolge besteht zwischen der sozioökonomischen und gesundheitlichen Lage der Menschen ein enger Zu­sammenhang. Personen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status haben demnach schlechtere Gesund­heitschancen und sind einem höheren Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen ausgesetzt.

Niedrige Einkommensgruppen sind dem Bericht zufolge etwa häufiger von chronischen Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit, Diabetes mellitus, chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD), Arthrose und Depression betroffen. Je nach Erkrankung liegt das Risiko der Personen im niedrigsten Einkommensquintil um das 1,5 bis 4-fache höher als bei Gleichaltrigen im höchsten Einkommensquintil.

Dies macht sich nach dem Bericht bereits im Kindes- und Jugendalter bemerkbar. Untersucht wurde bei Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren unter anderem der Zusammenhang von psychischer Gesundheit, Adipositas und den Bildungsabschlüssen der Eltern.

Demnach lag das Risiko für einen weniger guten psychischen Gesundheitszustand bei Kindern und Jugendlichen von Eltern mit niedrigen Bildungsabschlüssen fast dreimal höher als bei denjenigen von Eltern mit hohen Bil­dungsabschlüssen. Bei einer Adipositas war die Wahrscheinlichkeit für Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern mit geringem Bildungsabschluss um das 3,6-fache erhöht.

Auch die Lebenserwartung ist bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status geringer, wie aus dem Bericht hervorgeht. Demnach ist sie bei Frauen der niedrigsten Einkommensgruppe durchschnittlich um 4,4 Jahre verkürzt, bei Männern um 8,6 Jahre.

Abhängig ist die Lebenserwartung offenbar auch vom Wohnort: Sozioökonomisch schlechter gestellte Frauen, die in hoch deprivierten Regionen lebten, hatten im Vergleich zu gleichaltrigen, höher privilegierten Frauen ein um 40 Prozent höheres Risiko, vor einem Alter von 65 Jahren zu versterben; bei Männern war es um 50 Prozent erhöht.

Ursachen für die schlechteren Gesundheitschancen werden in strukturellen Faktoren wie den Arbeits- und Wohn­bedingungen, psychosozialen Faktoren wie chronischem Stress und Sorgen um die Zukunft sowie ver­haltensbezogenen Faktoren wie einem gesundheitsriskanten Lebensstil vermutet.

In dem Sozialbericht wird darauf verwiesen, dass Krankheiten oder gesundheitliche Beeinträchtigungen auch soziale Aufstiege behindern und soziale Abstiege begünstigen können.

„Entsprechend breit angelegt und vielschichtig müssen Anstrengungen sein, die auf eine Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit und Verbesserung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit hinwirken“, heißt es dazu im Bericht.

Die Gesundheitspolitik könne diese Probleme nicht allein lösen, vielmehr müsse politikbereichsübergreifend gearbeitet werden und Akteure aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft – vor allem auch Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen - einbezogen werden.

nfs

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