Ärzteschaft

Gesundheits­fachkräfte können Ärzte nicht ersetzen

  • Dienstag, 14. Mai 2019
Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. /dpa
Frank Ulrich Montgomery /dpa

Tel Aviv/Berlin – Der Weltärztebund (World Medical Association, WMA) hat die Regierungen der Staatengemeinschaft aufgerufen, den Ärztemangel Ernst zu nehmen und mehr Mediziner auszubilden. „Eine Patienten-Arzt-Beziehung erfordert einen Arzt – nicht einen Ersatz oder einen Stellvertreter“, sagte der WMA-Vorsitzende und Präsident der Bundesärzte­kammer, Frank Ulrich Montgomery, jetzt auf einer Konferenz der WMA und der Israel Medical Association in Tel Aviv.

Er kritisierte die Regierungen für ihre Zurückhaltung, auf den globalen Ärztemangel angemessen zu reagieren. „Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Situation für die Patienten in den kommenden Jahren verschlechtern wird, wenn wir jetzt nicht aktiv gegen Ärztemangel vorgehen“, betonte er.

Der WMA-Vorsitzende übte deutliche Kritik an den Regierungen der Länder: „Anstatt die Zahl der Studierenden an den Universitäten und die Zahl der Ausbildungsplätze für die Spezialisierung zu erhöhen, entscheiden sie sich stattdessen für kostengünstigere Alter­nativen“, sagte er. Es sei aber ein Irrtum zu meinen, dass die Verlagerung von Aufgaben von Ärzten auf weniger spezialisiertes Gesundheitspersonal eine effizientere Nutzung der verfügbaren Humanressourcen ermöglichten.

Montgomery betonte, der Zugang zu einem voll ausgebildeten Arzt sei ein grund­legendes Menschenrecht. Nur in Fällen, in denen es keinen Arzt gebe, könne es hilfreich sein, Pfle­ge­kräfte zu haben, um die Lücke so gut wie möglich zu schließen. In Fällen, in denen auch kein Pflegepersonal verfügbar sei, müssten kommunale Mitarbeiter des Gesund­heits­wes­ens grundversorgende Aufgaben übernehmen.

Auch neue Technologien im Bereich der Gesundheitsversorgung könnten Ärzte nicht ersetzen, sagte Montgomery. Diese Technologien seien nur Werkzeuge in der Beziehung zwischen Patient und Arzt. „Patienten benötigen Ärzte als eine Quelle für Fachwissen und Einfühlungsvermögen“, betonte der Ärztepräsident.

Kritik an den Äußerungen kam von Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflege­rats. „Für das Menschenrecht auf eine gute Gesundheitsversorgung und Betreuung hat kein Beruf ein Monopol oder alleine die Antwort“, sagte er. Für diesen Anspruch dürfe es keine Grenzen und auch keine Übervorteilungen einzelner Professionen geben.

Je nach dem vorliegenden Bedarf müsse es zur bestmöglichen pflegerischen und medizinischen Versorgung kommen. Eine medizinische Versorgung ohne den Beitrag der Profession Pflege greife zu kurz, so Wagner. Gleiche Augenhöhe der Professi­o­nen sei das richtige Stilmittel der Zukunft.

hil

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