Gesundheitsministerium plant Reform des praktischen Jahres

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant, die ärztliche Approbationsordnung zu reformieren und hat einen entsprechenden Referentenentwurf vorgelegt. Ziel ist die „gezielte Nachwuchsgewinnung und Förderung von Medizinstudierenden sowie die Stärkung der Allgemeinmedizin in der ärztlichen Ausbildung“. Die Verordnung soll laut BMG kurzfristig umgesetzt werden.
Der Entwurf sieht unter anderem vor, das so genannte Hammerexamen aufzulockern. Den Plänen zufolge soll die schriftliche Prüfung des zweiten Staatsexamens zukünftig vor dem praktischen Jahr (PJ) stattfinden. „Damit können sich die angehenden Ärzte während des PJ auf die klinisch-praktische Tätigkeit konzentrieren und ihre ärztlichen Kompetenzen verfestigen, ohne sich gleichzeitig auf die schriftlichen Prüfungen vorbereiten zu müssen“, heißt es in dem Entwurf.
Der unausgewogenen regionalen Verteilung von Ärzten will das BMG begegnen, indem Studierende das PJ nicht zwingend wie bisher an ihrer Heimatuniversität und den ihr zugeordneten Lehrkrankenhäusern absolvieren müssen. In Zukunft soll dies auch an anderen beliebigen „geeigneten Krankenhäusern“ möglich sein.
Gleichzeitig sieht der Referentenentwurf vor, dass Studierende ihr PJ in Teilzeit durchführen können. Damit will das BMG die Ärzteausbildung familienfreundlicher gestalten. Zudem dürfen die Studierenden während der praktischen Ausbildung 30 Tage fehlen. „Die Änderung hat insbesondere im Blick, dass im Falle einer Schwangerschaft die bisher möglichen Fehlzeiten von 20 Ausbildungstagen nicht ausreichen“, so die Begründung.
Um die Allgemeinmedizin in der ärztlichen Ausbildung zu stärken, schreibt der Entwurf für das Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin eine Dauer von zwei Wochen statt bisher einer Woche verbindlich vor. Des Weiteren muss für das Wahltertial im PJ für zunächst zehn Prozent, später 20 Prozent der Studierenden ein Platz in der Allgemeinmedizin vorgehalten werden.
Vorabquote für LandärzteNeben diesen Maßnahmen will das BMG auch die Länder stärker in die Pflicht nehmen und fordert sie unter anderem auf, die Studienplatzzahlen in der Humanmedizin zu erhöhen, die Zulassungsverfahren zum Medizinstudium zu überprüfen und zu ändern und eine Vorabquote für künftige Landärzte bei der Zulassung zum Medizinstudium festzulegen.
Besonders die geplante Abschaffung des „Hammerexamens“ stößt bei Verbänden und Organisationen auf breite Zustimmung. Sie sei „ein gewaltiger Schritt nach vorn“ und werde zu einer großen Entlastung der Medizinstudierenden führen, erklärte Jan Bauer, Vorsitzender des Sprecherrates der Medizinstudierenden im Marburger Bund. „Endlich können wir uns während des praktischen Jahres ganz auf die klinische Tätigkeit konzentrieren und unsere ärztliche Kompetenz festigen, ohne gleichzeitig die schriftlichen Abschlussprüfungen vorzubereiten“, so Bauer.
Der Hartmannbund (HB) sieht seine jahrelang vertretenen Forderungen nach bundesweiter PJ-Mobilität und Abschaffung des Hammerexamens nun Realität werden. „Die politische Arbeit der Medizinstudierenden im Hartmannbund zahlt sich offenbar aus“, freute sich Kristian Otte, Vorsitzender des Ausschusses Medizinstudierende im HB. Trotzdem sei aber noch Gesprächsbedarf vorhanden.
„Ich vermisse nicht nur die Rücknahme der Verlängerung des Krankenpflegepraktikums von drei auf zwei Monate, sondern auch einheitlich definierte Inhalte für eine strukturierte Ausbildung, wie sie in der von uns erstellten und von diversen Pflegeeinrichtungen empfohlenen Checkliste Krankenpflegepraktikum vorgesehen ist“, kritisierte der Ausschussvorsitzende. hil
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