Gewachsene Netzwerkstrukturen bewahren

Berlin – Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) hat sich dafür ausgesprochen, bei den anstehenden Strukturveränderungen im stationären Sektor die bereits bestehenden Netzwerkstrukturen zu bewahren.
„Es ist allen klar, dass eine Strukturveränderung notwendig ist“, sagte der Vorsitzende des Verbands, Theo Paul, gestern bei einer Veranstaltung des kkvd und des Deutschen Caritasverbands (DCV). „Nicht jeder Standort wird noch gebraucht.“
Die Politik müsse aber zunächst die bestehenden regionalen Strukturen ernstnehmen, bevor sie sie weiterentwickle. Strukturveränderungen müssten durch Schwerpunktbildungen in Netzwerken herbeigeführt werden.
Der Hauptgeschäftsführer der St. Bonifatius Hospitalgesellschaft aus Lingen im Emsland, Ansgar Veer, betonte, dass freigemeinnützige Krankenhäuser heute schon zu 85 Prozent in Verbünden zusammenarbeiteten. „Bei den nun angestrebten Strukturveränderungen sollte die Politik darauf schauen, welche Strukturen es schon gibt“, sagte Veer, der auch Mitglied im Vorstand des kkvd ist.
Er berichtete von einer seit fast zwei Jahrzehnten existierenden Vereinbarung mit den niedergelassenen Ärzten der Region, „mit denen wir uns abstimmen, wie wir die ambulante Versorgung in der Region gestalten“, sagte Veer. „Dabei geht es auch um die Sicherstellung der Notfallversorgung. Das funktioniert, weil wir uns kennen und Vertrauen zueinander haben.“
Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Ingo Morell, kritisierte die „Regulierungswut“ des Bundes, die bis ins Kleinste hineinreiche. „Je mehr Vorgaben wir vom Bund bekommen, desto weniger können wir vor Ort flexibel agieren“, sagte Morell. Mittlerweile gebe es sehr viele standortbezogene Vorgaben durch den Gemeinsamen Bundesausschuss.
Dilemma um Pflegepersonaluntergrenzen
Der DKG-Präsident kritisierte, dass zum Beispiel die in den Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) enthaltenen Festlegungen nichts mit dem Bedarf zu tun hätten. „Wenn ein Patient zu uns kommt, können wir ihm doch nicht sagen: Wir haben nicht genug Personal, um dich zu behandeln“, sagte Morell. Und wenn das Krankenhaus diesen Patienten dann behandle, müsse es Sanktionen zahlen, weil es die Pflegepersonaluntergrenzen nicht eingehalten habe.
Auch Veer kritisierte die PPUG, die dazu führten, dass Mitarbeiter aus dem Frei geholt werden müssten, um die Untergrenzen einzuhalten. Die Erstellung eines gesicherten Dienstplans sei dadurch nicht möglich.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hielt dagegen, dass die Politik die Untergrenzen eingeführt habe, um die Belastung der Pflegenden zu reduzieren, indem die maximale Zahl der Patienten festgeschrieben wird, die sie versorgen müssen. Eine digitale Erfassung würde zudem dabei helfen, die Dokumentation in diesem Bereich zu erleichtern.
In anderen Bereichen lobte Veer die Bundesregierung, zum Beispiel für die Finanzierung der Krankenhäuser während der Coronapandemie und für die Herausnahme der Pflegepersonalkosten aus den DRGs. Zugleich wünschte er sich von der Politik einen gerechteren Umgang mit den freigemeinnützigen Krankenhausträgern. Denn diese hätten keine Kommunen im Hintergrund, die sie bei Bedarf mit Steuergeldern unterstützen.
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