Gliome: Orale Kontrazeptiva könnten Risiko leicht erhöhen
Odense – Ein Gliom vor dem 50. Lebensjahr ist ungewöhnlich. In Dänemark wird die Diagnose laut einer Studie im British Journal of Clinical Pharmacology (2015; doi: 10.1111/bcp.12535) etwas häufiger bei Frauen gestellt, die hormonelle Kontrazeption eingenommen hatten.
In den Jahren 2000 bis 2009 sind in Dänemark 317 Frauen im gebärfähigen Alter an einem Gliom erkrankt. Dies geht aus den Meldungen an das Dänische Krebsregister hervor, das als zuverlässig eingestuft wird. Seit 1995 gibt es in Dänemark auch ein Register, das alle per Rezept verordneten Medikamente erfasst, zu denen auch orale Kontrazeptiva gehören.
Das Team um David Gaist vom Universitätsklinikum Odense hat nun ermittelt, dass 186 der Gliom-Patientinnen (58,7 Prozent) zuvor orale Kontrazeptiva verschrieben bekommen haben. Das ist nicht ungewöhnlich, da die „Pille“ in Dänemark recht häufig verordnet wird. Auch 1.065 von 2.126 Kontrollen (50,1 Prozent) – Frauen gleichen Alters aber ohne Gliom – hatten die Pille eingenommen.
Der Unterschied ergab nach Berechnungen von Gaist eine adjustierte Odds Ratio von 1,5, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,2 bis 2,0 signifikant ausfiel. Bei den Frauen, die die Pille zeitnah zur Diagnose eingenommen hatten, stieg die Odds Ratio auf 1,7 (1,3-2,4). Für Kontrazeptiva ohne Östrogenkomponenten wie die Mini-Pille ermittelte Gaist eine Odds Ratio von 2,8 (1,6-5,1). Es bestand zudem eine Dosis-Wirkungsbeziehung, die ein Hinweis auf eine möglich Kausalität ist, auch wenn Gaist einige andere mögliche Störfaktoren wie den Zeitpunkt der Menarche oder das Körpergewicht nicht ausschließen konnte.
Gliome exprimieren auf ihre Oberfläche eine Reihe von Hormonrezeptoren, darunter auch solche für Gestagene. Ein Risiko durch hormonelle Kontrazeptiva wäre deshalb biologisch plausibel. Eine klinische Relevanz dürfte aufgrund der geringen Inzidenz nicht bestehen.
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