Globale CO2-Emissionen: Peak noch nicht erreicht

Exeter/Baku – 2024 sind die weltweiten CO2-Emissionen um 0,8 Prozent auf 37,4 Milliarden Tonnen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der größte Emittent China steht möglicherweise kurz davor, die Emissionen zu senken. Zu diesem Ergebnis kommt der heute auf der Weltklimakonferenz vorgestellte Bericht „Global Carbon Budget 2024“.
Der größte Anstieg des Kohlenstoffdioxidausstoßes lässt sich mit 4,6 Prozent in Indien beobachten. Einen verminderten Ausstoß hat es dagegen unter anderem in der Europäischen Union (-3,8 Prozent) und den USA gegeben (-0,6 Prozent). Allerdings sind die pro Kopf Emissionen hier weiterhin hoch.
Auf der Kippe, die Treibhausgase zu senken, steht China. Der weltweit größte CO2-Emittent stößt über ein Viertel aller Treibhausgase aus. Ein Rückgang der chinesischen Emissionen ist im Bereich von Öl aufgrund der Mobilitätswende zugunsten der Elektromobilität zu sehen.
„Wenn China das Maximum erreicht, dann haben wir schon ein Viertel geschafft“, sagte Niklas Höhne, Leiter und Geschäftsführer, New Climate Institute, Köln. „Die Hoffnung ist sehr groß, dass der Wendepunkt nächstes Jahr passiert,“ so Höhne.
Emobilität senkt Emissionen in China
Weltweit ist der Anstieg der CO2-Emissionen vor allem durch Öl und Gas angetrieben, Kohle macht einen geringeren Anteil aus. „Der Trend wird vermutlich weitergehen, dass die Erneuerbaren die Kohle verdrängen“, sagte Judith Hauck, sagte die stellvertretende Leiterin der Sektion Marine Biogeowissenschaften am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).
Selbst Donald Trump könnte solche Trends in den Technologien nicht aufhalten. Die USA verzeichnet in diesem Jahr eine Abnahme der Emissionen um 0,6 Prozent. Höhne vermutet allerdings, dass Trump das Öl und Gas Exporte ausbauen will.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer könnte die Aufforstung sein, wie Julia Pongratz, Direktorin des Department für Geographie, Ludwig-Maximilians-Universität München, sagte. „Es werden strengere Kriterien angelegt als am freiwilligen Kohlenstoffmarkt, damit man dort Greenwashing vermeiden kann.“
Allerdings schwindet zurzeit extrem viel Wald durch Abholzung und Brände, sodass die eigentlich sinkenden Emissionen durch Landnutzung in diesem Jahr wieder zugenommen haben. Erst kürzlich hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor weiterer Abholzung des Amazonasregenwaldes gewarnt.
Und die Zeit drängt. Laut dem Studienteam könnte das 1,5°-C-Ziel in sechs Jahren überschritten sein. Gemeint ist damit eine Überschreitung über mehrere Jahre, nicht für ein einzelnes Jahr. Bereits in den vergangenen zwölf Monaten lag die Temperatur 1,62° C über dem vorindustriellen Zeitalter und die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind zu spüren, insbesondere in Ländern des Globalen Südens.
Laut einem gestern erschienenen Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) könnte die Zahl der Länder, die von extremen klimabedingten Gefahren betroffen sind, bis 2040 von drei auf 65 steigen. Dabei treffe der Klimawandel besonders Menschen, die sich auf der Flucht befinden. Laut dem UNHCR-Bericht leben 75 Prozent der Geflüchteten in Ländern, die in hohem Maß klimabedingten Gefahren ausgesetzt sind.
Neue Klimaschutzziele und Finanzierung
Anfang des kommenden Jahres sollen die Länder der Vereinten Nationen nationale Klimapläne vorlegen (nationally determined contributions (NDCs). Die WHO und Unterstützer wie CPHP und die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) fordern, dass Gesundheit in den nationalen Klimaplänen fest verankert ist und haben eine Empfehlung veröffentlicht.
In Deutschland liefen einige Prozesse, in denen Klimawandel und Gesundheit zusammengebracht würden, in anderen Bereichen sieht Sophie Gepp vom Centre for Planetary Health (CPHP) jedoch Handlungsbedarf. Während sich im Bereich der Klimaanpassung mit dem Klimaanpassungsgesetz und den Gesundheitszielen viel getan habe, brauche es mehr Anstrengungen beim Klimaschutz, sagte sie dem Deutschen Ärzteblatt.
„So fehlt bei uns bisher beispielsweise eine verbindliche nationale Strategie für Klimaschutz im Gesundheitswesen, die aber zentral für eine strukturierte Umsetzung im gesamten Sektor wäre.“ Neue Ziele zur Klimafinanzierung (New Collective Quantified Goal, NCQG) seien essenziell für die Umsetzung von gesundheitsfördernden Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen, sagte Gepp.
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