Ausland

Großbritannien entschädigt Opfer von verseuchten Blutspenden

  • Mittwoch, 17. August 2022
/dpa
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London – Tausende Opfer eines Skandals um verseuchte Bluttransfusionen in Großbritannien sollen nach Jahrzehnten eine Entschädigung erhalten. Eine vorläufige Zahlung solle 100.000 Pfund (rund 119.000 Euro) pro Opfer betragen und bis Ende Oktober an die Überlebenden und Hinterbliebenen überwiesen werden, teilte die britische Regierung heute mit.

Mehrere tausend Menschen, die an der Bluterkrankheit litten, hatten in den Siebziger-, Achtziger- und Neun­zi­gerjahren in Großbritannien über den staatlichen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) verunrei­nigte Bluttransfusionen erhalten.

Dadurch infizierten sich die Opfer mit Hepatitis C und HIV. Der NHS hatte wegen eines Mangels in Großbritan­nien einen Großteil seiner Blutreserven aus den Vereinigten Staaten erhalten. Schätzungsweise etwa 2.400 Patienten starben an den Folgen des verseuchten Bluts.

„Die moralische Verpflichtung zur Entschädigung steht außer Zweifel“, sagte der Vorsitzende der zuständigen Untersuchungskommission, Brian Langstaff. Er hatte im vergangenen Monat gefordert, sofort Entschädigun­gen zu zahlen.

Premierminister Boris Johnson räumte in einer Erklärung ein, dass „nichts den Schmerz und das Leid der Be­troffenen wiedergutmachen kann“. Die Regierung sorge jedoch dafür, dass die Opfer und ihre Angehörigen die Zahlungen schnell erhalten. Kritiker bemängeln, dass viele Familienmitglieder der Opfer nicht berücksichtigt würden.

2017 beschloss die damalige Regierung in Großbritannien, eine Untersuchung zur Aufklärung des Skandals einzuleiten. Sie soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Es wird erwartet, dass die endgültige Em­pfehlung Entschädigungen für eine größere Gruppe von Menschen vorsehen wird.

Eine frühere Untersuchung war 2009 zu dem Ergebnis gekommen, dass die britische Regierung früher hätte handeln müssen, um die Blutreserven zu erhöhen und die Abhängigkeit vom Importen zu verringern. Haf­tungs­fragen blieben allerdings offen. 2017 ermöglichte es ein Urteil eines britischen Gerichts den Opfern des Skandals, Schadenersatz zu fordern.

afp

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