Großbritannien kündigt Verbot von Junkfoodwerbung im Fernsehen vor 21 Uhr an

London – In Großbritannien sollen Werbespots für Junkfood nur noch zwischen 21.00 Uhr und 5.30 Uhr im Fernsehen gezeigt werden dürfen. Gesundheitsministerin Jo Churchill sagte gestern, die Regelung werde ab Anfang 2022 gelten. Sie solle Kinder vor „ungesunder Werbung“ schützen.
Churchill zitierte eine Studie aus dem Jahr 2019, wonach fast 60 Prozent der Werbung zwischen 18.00 und 21.00 Uhr in den werbefinanzierten Fernsehprogrammen für Lebensmittel mit viel Fett, Zucker und Salz ist. Das Verbot gilt generell auch für Streamingdienste und für Onlinewerbung. Hersteller dürfen nur noch auf eigenen Kanälen wie Webseiten und Social Media für Junkfood werben.
Das geplante Verbot sieht Ausnahmen für Lebensmittel vor, die zwar reich an Fett oder Zucker sind, aber kaum verarbeitet und gesund, wie Olivenöl oder Honig. Auch für kleine Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten soll es Ausnahmen geben.
In Großbritannien sind dem Nationalen Gesundheitsdienst zufolge zehn Prozent der Vier- und Fünfjährigen stark übergewichtig. Bei den Zehn- und Elfjährigen sind es bereits rund 20 Prozent. Die Folgen kosten das britische Gesundheitssystem jährlich umgerechnet sieben Milliarden Euro.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte ähnliche Beschränkungen in Deutschland. „Unternehmen wie McDonald's, Coca-Cola und Nestlé machen mit bunten Verpackungen, TV-Werbespots und beliebten Social-Media-Influencern gezielt Marketing an Kinder“, erklärte Saskia Reinbeck von Foodwatch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Damit torpedierten sie das Bemühen vieler Eltern, ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung beizubringen. Die Bundesregierung müsse der Junkfoodwerbung an Kindern einen Riegel vorschieben.
„Erst eine Limosteuer, jetzt ein knallhartes Junkfoodwerbeverbot: Großbritannien macht ernst im Kampf gegen die Adipositasepidemie“, sagte Reinbeck. Die britische Regierung setze um, was Fachorganisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO schon seit Jahren fordern. Die Bundesregierung hoffe hingegen weiterhin vergeblich auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie.
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