Großbritannien will Mädchen besser vor Beschneidung schützen
London – Die britische Regierung plant ein strengeres Vorgehen gegen Genitalverstümmelung an jungen Frauen. Nach einer derzeit im Parlament liegenden Novellierung könnte Mädchen künftig der Reisepass entzogen werden, um zu verhindern, dass sie zu einer Beschneidung ins Ausland gebracht werden. Wie britische Medien gestern weiter berichteten, sollen Lehrer, Sozialarbeiter, die Polizei und nahestehende Personen gerichtliche Schutzanordnungen für gefährdete Mädchen beantragen können. Die Opfer selbst sollen erhöhten Zeugenschutz erhalten.
Dem Änderungsentwurf zufolge könnte ein Gericht verlangen, dass eine von Genitalverstümmelung bedrohte Minderjährige sich unter einer bestimmten Adresse aufhält, ärztlich untersucht wird oder mit einem Reiseverbot belegt wird. Verstöße gegen solche Auflagen würden dann als Straftat geahndet.
Nach ersten amtlichen Angaben wurden allein in Kliniken in England – ohne Schottland und Wales – seit Beginn der statistischen Erfassung im April rund 1.750 Frauen nach einer Genitalverstümmelung behandelt. 467 neue Fälle wurden demnach im September registriert. Die Hälfte der Meldungen bezog sich auf London.
Schätzungen zufolge leben 170.000 beschnittene Frauen und Mädchen im Vereinigten Königreich. Ein erster Gerichtsprozess wegen Genitalverstümmelung soll im Januar stattfinden; angeklagt ist ein Londoner Frauenarzt.
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