Große Zustimmung für „Pille für den Mann“

London – Verhütung mit einer „Pille für den Mann“ würde in Deutschland auf breite Unterstützung treffen. 70 Prozent der Menschen würden es „auf jeden Fall“ oder „eher“ befürworten, wenn auch Männer mit einer Pille dazu beitragen könnten, eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative, online durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov unter 2.032 Menschen im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Frauen sprachen sich gut drei Viertel (76 Prozent) dafür aus, bei den Männern waren es knapp zwei Drittel (63 Prozent).
Deutlich geringer ist die Zahl der Männer, die sich eine Einnahme grundsätzlich vorstellen können. 37 Prozent antworteten mit „ja“, 27 Prozent mit „vielleicht“. Gut jeder Fünfte (21 Prozent) will eine mögliche „Pille für den Mann“ nicht nutzen.
Hingegen würden es 59 Prozent der Frauen auf jeden Fall oder eher befürworten, wenn ihr Partner ein solches Medikament nimmt. Lediglich 16 Prozent würden es „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ gutheißen. Allerdings machte ein Viertel hierzu keine Angaben.
Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es bei der Frage nach der Verantwortung für die Verhütung. War knapp die Hälfte (48 Prozent) der Männer der Ansicht, dass die Zuständigkeit gleichmäßig aufgeteilt ist, sieht das lediglich ein Viertel der Frauen ebenso. Gut die Hälfte (52 Prozent) der Frauen findet hingegen, dass die Verantwortung zu stark bei ihnen liegt –dieser Haltung schließt sich nur jeder fünfte Mann an.
Derzeit laufen verschiedene Studien zu hormonellen und nicht hormonellen Kontrazeptiva für Männer. So ist zum Beispiel das Medikament „YCT-529“ kürzlich in eine Phase-1-Studie übergegangen.
Bei Mäusen hat der Retinsäurerezeptor-Alpha-Hemmer (RAR-Alpha) zwar eine gute Wirkung gezeigt, aber bis zu einer möglichen Anwendbarkeit ist es noch ein weiter weg.
„Wenn etwas im Mausmodell gut funktioniert, heißt es noch nicht, dass es auch beim Menschen klappt. Das Reproduktionssystem der männlichen Maus und des Mannes ist doch an vielen Punkten sehr unterschiedlich“, sagte der Androloge Christian Leiber-Caspers vom Krankenhaus Maria-Hilf der Alexianer Krefeld dem Deutschen Ärzteblatt vergangenes Jahr.
So gibt es eine Vielzahl von möglichen hormonellen und nicht hormonellen Ansätzen –allerdings hat es bislang kein Mittel bis zur Marktreife geschafft.
Zusätzlich setzen Männer auch vermehrt Hodenringe zur thermischen Verhütung ein. Der Ring soll den Hoden in den Leistenkanal schieben und einen artifiziellen Kryptorchismus herbeiführen. Auch der Hodenring befindet sich derzeit in einer Phase-1-Studie.
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