Großzügige Menschen leben glücklicher

Nature Communications10.1038/ncomms15964
Zürich – Wer anderen etwas gönnt, statt sich selber, lebt glücklicher. Dabei ist es zweitrangig, wie großzügig man sich verhält. Bereits das feste Versprechen, freigiebiger zu sein, löst eine Veränderung im Gehirn aus, die uns glücklicher macht. Dies belegen Neuroökonomen der Universität Zürich in einer neuen Studie, die in
).
erschienen ist (2017; doi:
Nicht auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein, sondern sich auch um das Wohlergehen seiner Mitmenschen zu kümmern, macht glücklicher. Einer anderen Person Gutes zu tun, erfüllt viele Menschen mit einem wohligen Gefühl, das die Verhaltensökonomen „warm glow“ nennen. Was dabei auf der neuronalen Ebene passiert und welche Gehirnareale für diesen Effekt zusammenspielen, haben Philippe Tobler und Ernst Fehr vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit internationalen Forscherkollegen untersucht. Die Ergebnisse erlauben grundlegende Erkenntnisse zum Zusammenspiel von Altruismus und Glücklichsein.
Großzügigkeit macht glücklicher
In ihren Experimenten mit 50 Teilnehmern fanden sie heraus, dass jene, die sich generös verhielten, danach glücklicher waren als ihre egoistischeren Kollegen. Die Höhe der Großzügigkeit hingegen spielte keine Rolle für die Zunahme der Zufriedenheit. „Man braucht nicht gleich aufopfernd selbstlos zu werden, um sich glücklicher zu fühlen. Ein bisschen großzügiger zu werden reicht bereits aus“, sagt Philippe Tobler.
Ein Teil der Probanden hatte sich vor den Experimenten zu großzügigem Verhalten in den kommenden vier Wochen verpflichtet. Diese Gruppe war bereit, höhere Kosten in Kauf zu nehmen, um jemandem etwas Gutes zu tun. Ebenso schätzten sie sich selbst nach diesem großzügigen Verhalten, nicht aber vorher, glücklicher ein als die Kontrollgruppe. Diese hatte sich dazu verpflichtet, sich selber etwas Gutes zu tun.
Bereits der Vorsatz aktiviert altruistische Bereiche im Gehirn
Während die Probanden ihre Entscheidung für oder gegen großzügiges Verhalten fällten, wurde die Aktivität in drei Gehirnarealen mittels Magnetresonanztomografie untersucht. Im temporo-parietalen Übergang wird prosoziales Verhalten und Großzügigkeit verarbeitet, das ventrale Striatum ist mit Glücklichsein assoziiert und im orbitofrontalen Kortex wägen wir das Für und Wider während der Entscheidungen ab. Je nachdem, ob sich die Probanden zu Großzügigkeit oder Egoismus verpflichtet hatten, interagierten diese Gehirnareale anders.
Bereits das Versprechen, sich großzügig zu verhalten, aktivierte den altruistischen Bereich im Gehirn und verstärkte die Interaktion zwischen diesem und dem Bereich, der für das Glücksempfinden zuständig ist. „Es ist bemerkenswert, dass bereits der reine Vorsatz eine neuronale Veränderung erzeugt, bevor dieser überhaupt in die Tat umgesetzt wird“, erklärt Tobler.
„Ein kommuniziertes Versprechen zu großzügigem Verhalten könnte als Strategie genutzt werden, um einerseits das gewünschte Verhalten zu verstärken und um sich andererseits einfach glücklicher zu fühlen“, hält Tobler fest. Seine Koautorin Soyoung Park ergänzt: „Es sind noch einige Fragen offen beziehungsweise zu erforschen. Etwa: Kann die Kommunikation zwischen diesen beiden Hirnregionen trainiert und verstärkt werden? Wenn ja, wie? Hält der Effekt auch an, wenn er bewusst eingesetzt wird? Will heißen: Wenn man sich nur großzügig verhält, um sich dafür glücklicher zu fühlen?“
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