Grüne wollen mehr soziale und medizinische Hilfen

Berlin – Beim ersten Onlineparteitag der Grünen haben die Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck am vergangenen Samstag in der Coronakrise den Schwerpunkt auf soziale Fragen, Klimaschutz und Europa gelegt.
Pflegeheime und Kitas müssten mit Schutzkleidung ausgestattet werden und über häufige Coronatests abgesichert werden, um Besuche und Normalbetrieb wieder zu ermöglichen, forderte Baerbock. „Leben ist mehr als nur Überleben“, sagte Baerbock.
Auch Familien litten sehr unter der Krise. Frauen trügen dabei die Hauptlast. Sie würden zerrieben zwischen „Homeoffice, Homework und Homeschooling“, sagte sie. Kinderbetreuung sei nicht nur Privatsache. Für Mädchen und Jungen seien soziale Kontakte wichtig. Auch wenn „es zu Hause richtig schwierig“ wird, sei die Fürsorge des Staates nötig. Baerbock plädierte dafür, auch in Kitas müsse ein Mal in der Woche getestet werden.
Sie warb erneut für ein Corona-Elterngeld. Dies solle Müttern und Vätern einen Lohnausgleich sichern, wenn sie wegen der Kinderbetreuung weniger arbeiten könnten. Der Leitantrag der Grünen sah ein Konjunktursofortprogramm im Umfang von 100 Milliarden Euro vor, das durch neue Schulden finanziert werden soll.
Mit diesen Investitionen und Hilfsprogrammen, die auch der Umwelt und dem Klimaschutz nützen, soll ein „neues, ein nachhaltiges Sicherheitsversprechen“ gegeben werden. Der Grünen-Parteivorsitzende Habeck warb für eine nachhaltige Unterstützung der Wirtschaft. Sie müsse auch auf Klimaneutralität ausgerichtet sein. Der europäische „Green Deal“ müsse nun umgesetzt werden.
Unterdessen kritisierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt einen wachsenden Hass in der Gesellschaft. Die Coronakrise könne nicht überdecken, dass die Hetze weitergehe. Sie verurteilte in diesem Zusammenhang den Angriff während einer Coronademonstration auf ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung „heute show“. Bei dem Vorfall am vergangenen Freitag wurden mehrere Menschen verletzt. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz.
In der Krise hatten es die Grünen zuletzt nicht einfach. In den Umfragen ging es von deutlich mehr als 20 Prozent runter auf 15 bis 16, der Klimaschutz hat seinen Spitzenplatz auf der politischen Agenda verloren. Als Trostpflaster für die zuletzt erfolgsverwöhnte Partei konnte der Politische Bundesgeschäftsführer Michael Kellner einen neuen Mitgliederrekord verkünden, erstmals ist die Mitgliederzahl über 100.000 geklettert.
Winfried Kretschmann, der erste und bislang einzige grüne Ministerpräsident, stimmte seine Parteifreunde per Videobotschaft aus Baden-Württemberg auf harte Zeiten im Kampf für den Klimaschutz ein. Denn das sei in einer schweren Wirtschaftskrise nochmal schwieriger.
„Da ist Flexibilität gefragt, damit wir mit unserem Kernthema mehrheitsfähig bleiben“, mahnte er. „Das wird uns allen viel abverlangen.“ Bangemachen lassen sollten sich die Grünen aber nicht von den Umfragen, sagte Kretschmann. Am Ende zähle, welche Partei einen Kompass habe, der in die Zukunft weise.
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