Hälfte der Ärzte will Praxiszukunftsgesetz

Berlin – Die Bundesregierung sollte die Digitalisierung des ambulanten Sektors mit mehr Geld und einem eigenen Gesetz stärker als bisher fördern. Diese Auffassung vertritt jeder zweite Arzt in Deutschland laut einer aktuellen Erhebung des Terminportalanbieters Doctolib.
Ärztinnen und Ärzte stehen der Digitalisierung ihrer Arbeit laut Doctolib so offen gegenüber wie nie zuvor: 65 Prozent der befragten Ärzte finden es demnach gut, dass das deutsche Gesundheitswesen digitaler wird, ein Plus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Doctolib hatte vom Marktforschungsinstitut GIM 350 Ärzte verschiedener Fachrichtungen repräsentativ für Deutschland sowie 1.985 Patienten, die Doctolib nutzen, zu ihrem Nutzungsverhalten, ihren Bedürfnissen und Erfahrungen bezüglich digitaler Gesundheitsanwendungen befragt.
Dabei zeigte sich, dass die befragten Ärzte den Digitalisierungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem drängender empfinden als die Patienten: Rund 80 Prozent der Ärzte sehen Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Ländern, von den Patienten sagten das nur 46 Prozent.
„Beide Seiten erkennen zunehmend, dass digitale Anwendungen echte Erleichterungen für die Organisation des Praxisalltags einerseits und die Gesundheit der Patienten andererseits bringen“, kommentiert Ilias Tsimpoulis, Chief Medical Officer von Doctolib, die Ergebnisse. Dieser Trend setze sich, verstärkt durch die Coronapandemie, weiter fort.
Im Vergleich zur im Vorjahr durchgeführten Befragung stehen die Ärzte der Digitalisierung spürbar positiver gegenüber: So sind rund 65 Prozent von ihnen der Meinung, dass sich durch digitale Anwendungen die Kommunikation mit anderen Praxen und Einrichtungen verbessert und auch der Austausch mit Patienten einfacher wird – 16 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
43 Prozent der Befragten sehen durch den Einsatz digitaler Lösungen eine Erleichterung in ihrer täglichen Arbeit. 41 Prozent sagten, dass sie die eingesparte Zeit den Patienten widmen können. Rund 70 Prozent der Ärzte gaben an, dass sie die Nutzung digitaler Anwendungen in der eigenen Praxis in naher Zukunft weiter ausbauen wollen.
Dabei wünschen sie sich allerdings mehr Unterstützung. Während sich 62 Prozent eine Stabilisierung der digitalen Infrastruktur und 58 Prozent mehr Unterstützung in der Auswahl der passenden digitalen Anwendungen wünschen, fordern 65 Prozent vor allem mehr finanzielle Mittel.
Dieses könne beispielsweise in Form eines Praxiszukunftsgesetzes kommen – analog zum Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG). Die Hälfte der Befragten gab an, zu glauben, dass ein solches Gesetz die Digitalisierung im niedergelassenen Sektor beschleunigen würde.
Auch auf Patientenseite wird die Bedeutung digitaler Anwendungen immer größer: 72 Prozent der befragten Patienten gaben an, dass digitale Kompetenz für sie eine wichtige Kompetenz von Ärzten sei. 61 Prozent gaben an, dass sie sich mehr Informationen zu digitalen Entwicklungen im Gesundheitswesen wünschen.
Aus praktischer Sicht erhoffen sich 65 und 60 Prozent der Patienten von der Nutzung digitaler Anwendungen vor allem, ihre Ärzte schneller zu erreichen und sich Zeit beim Organisieren der Arzttermine zu sparen.
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